Sohland am Rotstein (GR): Glocken der evang. Dorfkirche
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- čas přidán 28. 07. 2024
- Es wird das Geläut der evangelischen Dorfkirche von Sohland am Rotstein, einem Ortsteil der Stadt Reichenbach/OL. Im Landkreis Görlitz, vorgestellt.
Die Anfänge einer Kirche in Sohland liegen fast im komplett in Dunkeln. Lediglich bekannt ist das es 1216 einen Altar gegeben haben soll und die Kirche 1346 dem erzpriesterlichen Stuhl Reichenbach angehörte. Erst von 1477 gibt es eine Quelle, die besagt, dass die Kirche in Form einer Wehrkirche mit rechteckigem Langhaus und schmalem Chor sowie zwei Dachreitern erbaut wurde. 1543 predigte der erste lutherische Pfarrer. 1657 und 1738 fanden innen Renovierungen statt. 1841-1844 wurde die heutige Kirche, als Ersatz für die alte zu klein gewordene, unter Plänen des Schinkelschülers Karl August Schramm erbaut. Dabei erhielt sie auch den 36 m hohen Kirchturm. Aufgrund der Rundbögen und Ornamentbänder ist sie dem Klassizismus zuzuordnen. Von 1845 stammt die heutige Orgel der Firma Schlag & Söhne aus Schweidnitz. 1867 entstand das Altargemälde. Dabei wurde eine alte Grabplatte hinter dem Altar eingebaut. 1883 sind die Bundglasfenster des Altars entstanden. Die andere Ausmalung der Kirche wurde 1894 durch den Maler Julius Zeißig verwirklicht. In den 1960er-Jahren wurden die Turmhaube- & deren Spitze erneuert. Von 1992-1996 wurde die Kirche von Grund auf für 1,3 Millionen DM renoviert. Dabei wurden die Außenfassade saniert, die Kirchendecke und Dachstuhl wieder tragfähig gemacht und das Dach neu eingedeckt. Im Inneren wurde vorallem die wunderschöne Deckenbemalung restauriert sowie die Eingangshalle des Turmes und die Böden im Turm saniert. Im Turm unterhalb der Glockenstube befindet sich ein Brutplatz für Fledermäuse.
1824 erhielt die alte Kirche ein neues Dreiergeläut der Firma Gruhl aus Kleinwelka, gestimmt in Es-Dur. Dieses wurde dann auch in die neue Kirche übernommen. Im Ersten Weltkrieg mussten die beiden kleinen Glocken abgegeben werden. 1920 goss Franz Schilling aus Apolda zwei kleine Glocken als Ersatz, wiederum gestimmt in g' und b'. Im Zweiten Weltkrieg musste erneut ein Beitrag für die Rüstungsindustrie geleistet werden. Dabei wurden diesmal die beiden großen Glocken, also auch die große Gruhl-Glocke gefordert. Diese konnte allerdings nach Ende des Krieges nach Sohland zurückkehren. 1997 konnte anlässlich des Abschlusses aller Sanierungen auch das Geläut wieder vervollständigt werden. Die Gießerei Bachert aus Heilbronn lieferte eine ges'-Glocke in Untermollsextrippe, angepasst an die große Gruhl-Glocke. Seitdem erklingt über Sohland wieder ein vollständiger Molldreiklang, welcher durch das Zusammenspiel der beiden großen Glocken eine charakteristische Färbung erhält, auch wenn die neue Glocke manchmal etwas dominant erscheinen mag.
Die Glocken:
Motiv: es'- ges'- b' (Molldreiklang)
Inschriften und Zier befinden sich wieder im angepinnten Kommentar!
Glocke 1
Bronze
es' -2
1824
Friedrich Gruhl, Kleinwelka
930 kg
1 208 mm
Glocke 2
Bronze
ges' -2 (Untermollsextrippe)
1997
Albert Bachert, Heilbronn
650 kg
1 063 mm
Glocke 3
Bronze
b' +8
1920
Franz Schilling Söhne, Apolda
300 kg
803 mm
Zur Aufnahme:
- Die Außenaufnahme entstand am 26.09.2021 um 10:00 Uhr zum Gottesdienst.
- Die Innenaufnahmen entstanden gesondert am 24.08.2022.
0:00 - Bilderstrecke mit Außenaufnahme
2:17 - Bilder Glocke 3
3:02 - Läuten Glocke 3
4:28 - Bilder Glocke 2
5:20 - Läuten Glocke 2
7:01 - Bilder Glocke 1
7:46 - Läuten Glocke 1
9:51 - Vollgeläut
Ein großes Dankeschön geht an Frau Bitterlich für die Begleitung auf den Turm, ihre Zeit und die netten Gespräche sowie an Herrn Pfarrer Markert für die Ermöglichung der Aufnahmen.
Quellen:
eigene Bilder, eigene Sichtung
Info-Tafeln in der Kirche
Buch „Glocken in Sachsen“ von Rainer Thümmel, S. 60, 359, 411
Hier die Auflistung aller Inschriften und Zier der Glocken:
Glocke 1
- an der Schulter ein umlaufender Rundsteg
- am Hals zwischen einem umlaufenden Rundsteg und einer dünnen Linie Weinrebenfriese
- an der Flanke Avers zehnzeilige Inschrift:
UNTER DER ALLEINIGEN COLLATUR
DES KOENIGL: PREUSSISCHEN KAMMERHERRN UND
ST: MALTHESER. IOHANNITER ORDENS RITTERS
HERRN ADOLPH GOTTLOBS VON UECHTRITZ AUF MITTEL SOHLAND ETC:
WURDEN DIESE 3 GLOCKEN DER KIRCHFARTH ZU SOHLAND AM ROTHSTEIN
AN DIE STELLE DER DREY ALTEN , GAENZLICH UNBRAUCHBAR GEWORDENEN,
VON FRIEDRICH GRUHL IN KLEINWELKE
THEILS AUF KOSTEN DES AERARIUMS DER KIRCHE,
THEILS DURCH DEN FROMMEN EIFER DER GEMEINDEN
UMGEGOSSEN. 1824.
- an der Flanke Revers zweizeilige Inschrift:
NUR EWIGEN UND ERNSTEN DINGEN
SEY IHR METALLENER MUND GEWEIT
Glocke 2
- an der Schulter zwischen zwei Rundstegen umlaufende Inschrift
DER HERR IST AUFERSTANDEN + HALLELUJA + ER IST WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN + HALLELUJA +
- an der Flanke Avers: Darstellung eines Gebirges, darunter Inschrift
DENN WIR HABEN HIER KEINE BLEIBENDE STADT
SONDERN DIE ZUKÜNFTIGE SUCHEN WIR.
HEBR. 13,14.
EV.- LUTH. KIRCHE SOHLAND A.R.
1824-1917 1920-1942
1997
- an der Flanke Revers: Kreuzesdarstellung, dahinter Sonnenaufgang mit Sonnenstrahlen, darunter Inschrift:
WER AN DEN SOHN GOTTES GLAUBT
DER HAT EIN EWIGES LEBEN ,
darunter Gießerzeichen Fa. Bachert, Heilbronn
Glocke 3
- an der Schulter zwischen zwei umlaufenden Rundstegen Eichenblattfriese
- Flanke Avers: Gussvermerk in Form eines kaiserlichen Gewands samt Krone
FRANZ SCHILLING
SÖHNE
APOLDA
GOSSEN MICH
ANNO DOMINI , darunter 1920.
- Flanke Revers: PSALM 46,2. , darunter Inschrift
KAEMPFEND UM SIEG UND LEBEN
ERLAG UNSER VOLK SEINEN FEINDEN;
AUS DER TIEFE EMPOR RUFEN WIR HERR GOTT ZU DIR.
- am Wolm umlaufend Blattfries
Ein wirklich interessantes und schönes Geläut. Durch die Verstimmung bekommt das Geläut seinen ganz eigenen Charakter, besonders auch die große Terz zwischen den beiden kleineren Glocken geht schon sehr in Richtung Quarte :-)
Das stimmt, die Bachert-Glocke wurde an die große Glocke angepasst. Dafür steht die kleine Glocke dann zu hoch, allerdings fällt das nicht wirklich negativ auf und sollte als Profilierung gesehen werden.
Schöne alte Gruhl-Glocke aus der frühen Schaffenszeit der Gießerei. Und alle drei originalen Gruhl-Joche sind auch noch erhalten, super.
Bitte mehr Gruhl-Geläute filmen und hier präsentieren 🙂
Ich fand die Gruhl-Glocke auch richtig toll, gerade auch klanglich. Das hier die alten Joche wiederverwendet wurden, ist wirklich bemerkenswert!
Interessantes und durchaus wohlklingendes Mischgeläut verschiedenster Provinienzen. Danke fürs Zeigen in gewohnt hochwertiger Weise!
Vielen Dank für das Lob! Ich gebe mein Bestes!
Das Geläut ist wirklich ein Ohrenschmaus und hat für die Region in seiner Zusammenstellung Seltenheitswert.
schönes Video!
Interessant! Eine Bachert Glocke in Gruhl Rippe
Definitiv ein sehr interessantes Detail. So ähnlich muss man sich wohl klanglich die neuen Glocken für das benachbarte Reichenbach vorstellen...
under 1000kg es' bells in the UK are really common (lightest is in Castleton, weights only 584kg!), what I've noticed there amount of these kind of es' bells in germany is only in the 2 figures.
Bei jeder neu vorgestellten Gruhl-Glocke werde ich mir sicherer, dass meine größere Hausglocke ebenfalls von Friedrich Gruhl gegossen wurde. Ich mag den sehr weichen Klang dieser Glocken einfach gerne. Ist die Bachert-Glocke denn nun eine UMS mit äußerem Gruhl-Rippenverlauf oder eine Rekonstruktion der Gruhl-Rippe? Klanglich kommt sie nicht ganz mit, finde ich. Alle Gruhl-Joche noch vorhanden, sehr schön, die Kirche übrigens auch!
Da hast du Recht, Gruhl-Glocken haben wirklich einen sehr angenehmen Klang, gerade wenn sie (so wie hier) an geraden Jochen läuten dürfen.
Über die Bachert-Glocke habe ich mir auch schon oft den Kopf zerbrochen, genau sagen kann ich es nicht. Ich finde aber, dass sie sich doch noch klanglich von der großen Glocke (und von anderen Gruhl-Glocken) unterscheidet, weswegen ich eher zu deiner ersten Variante tendiere.
Dass die alten Joche wiederverwendet wurden, ist in der Tat lobenswert. Von der Kirche war ich auch ganz begeistert.
wow, du hast eine Gruhl-Glocke? Die würde ich gerne mal sehen wollen.
@@wnit1 Ich nehme an, eine zu haben. Schreib gerne mal eine Email.
Das ist doch kein Molldreiklang, sondern ein versetzter Durdreiklang, bei dem der Grundton eine Oktave höher gesetzt ist.