Pfeif auf den "Mittelstand"!
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- čas přidán 29. 05. 2024
- Nicht nur konservative RomantikerInnen, auch viele Linke verklären den bodenständigen, lokal verwurzelten Kleinbetrieb als heimeligen Gegenpol zu seelenlosen, internationalen Großbetrieben. In der heutigen Ausgabe sage ich einige Worte dazu, warum das so verkehrt ist.
Wenn man Einzelunternehmer ohne Angestellten ist, kann man nur sich selber auszubeuten.
In meiner Ende der 70er geschriebenen Examensarbeit "Die Lage Bremischer Kleinhandelsangestellter zwischen 1924 und 1928" (was für ein Titel) kam ich zum selben Ergebnis. Es ging letztlich um einen Vergleich zwischen Tante Emma-Läden und Karstadt. Den Beschäftigten bei Karstadt ging es um Längen besser, die Gründe hast Du ja genannt: Gewerkschaft, Betriebsrat, Lohnkämpfe. Mein Verhältnis zum kleinen Krauter ist seitdem deutlich abgekühlt.
Ich bin Handwerker in einem kleinen Betrieb habe meine Ausbildung aber in einem wesentlich größeren Betrieb angefangen und kann mich der Analyse vollumfänglich anschließen sobald es aber um Essen geht um Restaurants ist es anders ich möchte den Italiener um die Ecke immer noch im Sozialismus haben und ich weiß nicht wie und ob das möglich ist und dass frustriert mich
Spannendes Thema!! Als erstes müsste man den Beruf des Koches analysieren. Bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts bzw vielleicht fast sogar bis in die Nachkriegszeit gab es ja das Konzept eines Restaurants für die "normale Arbeitende"Bevölkerung überhaupt nicht. Das kommt ja sogar eher aus dem Feudalismus und dann später aus der Bourgeoisie professionell bekocht und bedient zu werden. Auf der anderen Seite stand die Aufgabe zbsp in der Industrie für die Arbeiter Verpflegung zu Kochen, so wie heute in Mensen. Damals für Bergarbeiter, Industriearbeiter, in Feld- und Kasernenküche im Militär. Da ging es ja immer um die Verpflegung, nur so weit, dass man die meiste Arbeitskraft aus den Menschen herauspressen konnte. Mit guter Küche hatte das ja nun erst mal wenig zu tun, da stand der Zweck im Vordergrund. Die Geschichte des kleinen Italieners von nebenan und genauso der Dönerladen, China Restaurant etc entstanden ja aus den Migrationsbewegungen. So musste der Italiener oder der Türke eben irgendwie seine Arbeitskraft verkaufen. Und wir - durch den vermeintlich wirtschaftlichen Aufschwung - ja der Otto Normalarbeiter konnte sich auf einmal auch Mal etwas leisten. Wir wurden ja zu mehr und Konsumenten getrimmt. Da der Arbeiter kulturell auch aufgrund von Indoktrination gerne die Bourgeoisie nachahmt, war das ein besonderer Reiz. Auswärts essen zu gehen, endlich auch Mal bedient werden und es sich gut gehen lassen. Aber wie könnte man dies auch unter sozialistischen Bedingungen Umsetzen, ohne dass jemand dafür seine Arbeitskraft verkaufen muss? Servicepersonal könnte man vielleicht durch Automatisierung völlig ersetzen. Da geht ja selbst heute schon viel. Wer kocht denn dann aber die gute Pizza? Vielleicht irgendwann auch ein Robokoch - der mit Rezepten gespeist wird 😅 ich weiß es auch nicht. Aber vielleicht eine Richtung.
Ist ganz einfach möglich. Die Kleinbürger werden sich nach der Revolution dem Plan und der Arbeiterdemokratie unterordnen. Kurzfristig zu unwichtig zum enteignen. Mittelfristig wird es dann keine Kleinbürger mehr geben. Restaurants und Kantinen die vollkommen im Plan integriert sind, werden nicht schlechter sein. Im Gegenteil die Qualität wird steigen.
Im Sozialismus wird der kleine Italiener staatlich unterstützt und überwacht
Danke für deine Inspiration. Ich habe in meinem Leben dazu tendiert, die Kleinbetriebe zu unterstützen.
Sollte man auch
Das rafft immer keiner. Kommt halt auch immer so asso rüber. Aber wahr ist es schon
Kenne die moralische Ermahnung zum Kauf beim Kleinunternehmer vor allem in infrastrukturarmen Kleinstäden/Dörfern. Das hat nichts mit der Befreiung der Arbeiterklasse zu tun, aber finde das Argument einleuchtend, dass man als Anwohner ein Interesse daran hat, dass auch die vglw. teureren kleinen Lebensmittelhändler, Mechaniker etc. "überleben" können, weil man sonst komplett darauf angewiesen ist jedesmal mit dem Auto in den nächstgrößeren Ort zu fahren. In einer bedarfsorientierten Gesellschaft mit Öpnv und Versorgungssicherheit wäre das natürlich kein Problem, aber in den jetzigen Umständen finde ich diesen Aufruf gar nicht so falsch.
Kleinstunternehmen sind Kleinbürger, sofern sie selber Arbeiten. Einen Pizzabächer der 2 Leute anstellt und stehts kurz vor dem Konkurs steht, unterscheidet sich nicht so großartig von seinen Angestellten. Sein Lebensstil ist denen ähnlich.
Das stimmt sicher oft nur ändert es eben nichts am Grundprinzip. Es geht nicht um den Lebensstil sondern um das Grundprinzip der Aneignung des Mehrwerts und den gundsätzlichen Widerspruch zwischen ihm und seinen Angestellten.
Ja. Und der Lebensstil der Angestellten ist in der Regel auch lausiger, als der von Angestellten in größeren Betrieben.
Aber sein Klassencharakter ist halt trotzdem ein völlig anderer.
In dem Zusammenhang könnte man mal eine Analyse der sich selbst ausbeutenden Kapitalisten aufstellen.
Viele haben keine andere Wahl, als beim kleinen Krauter zu arbeiten. Im Osten gibt es wenig Großbetriebe. Die Arbeitsplätze in den Großbetrieben sind auch begrenzt verfügbar.
Das Kleinunternehmen gibt ein Familienartiges Bild von sich, dabei sind sie aber, wenn es drauf ankommt nicht der Verantwortungsvolle Vater oder Mutter, sondern der Ausbeuter ohne Familienprinzip!
Ja. Kleinbetrieb ist in Deutschland meistens ein B2B Betrieb der irgendein Spezialteil für die Großindustrie herstellt und sich darrauf spezialisiert.
Ich die Dorfbäckerei ist garantiert nicht so Imperial aufgestellt wie Amazon oder Starbucks oder alle anderen Konzerne die an der Börse gelistet sind.
Wie immer echt based von Fabian Lehr
Wollte gerade das selbe schreiben 😂
Kannst du mal eine ausführliche Kritik der Antimonolistischen Strategie machen?
Ja, das wäre großartig. Anti-Monopolismus ist ja ein wichtiger ideologischer Bestandteil des Linksreformismus, Stichwort Ordoliberalismus.
Ich würde auch jedem empfehlen, der kann, in einem großen mitbestimmten Konzern zu arbeiten. Ich will das auch nicht überbewerten, aber Mitbestimmung und gute Betriebsräte, die können einem das Leben schon deutlich angenehmer machen.
Genau, das denkt man. Und damit ist man auch schon korrumpiert.
Ja das Risiko besteht, und wie ich ja sage, ich will das auch nicht überbewerten. Objektiv ist es aber im großen mit bestimmten Konzernen meistens angenehmer als beim Klempnermeister nebenan. Mehr wollte ich nicht zum Ausdruck bringen.
@@Akuma_son
Ja, da gehe ich mit.
Sag das mal bitte der DKP! Allerdings kann auch ich mir nicht vorstellen, wie ein Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus (zumindest zeitweise) ohne KMUs funktionieren soll
Wie stellst du dir denn diesen Übergang mit KMU vor?
@@oekosozi Große Industrie ist verstaatlicht und kleine Unternehmen existieren erstmal in privater Hand weiter. Ich weiß nicht, wie sich die Arbeiterklasse so schnell das Wissen einen Wirtschaft zu führen aneignen soll. Selbst wenn man Rätestrukturen bereits vorher schafft, wie‘s bspw. die KKE anstrebt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es gelingt die sozialistische Wirtschaft bereits vor der Revolution am Start zu haben. Es wird eben einen solchen Übergang brauchen
Starbucks kann man aber schon boykottieren, weil wegen BDS und so...
Der kleinst Betrieb ist auch nicht so Imperial aufgestellt wie Starbucks und Amazon
Ganz schön radikal, nicht? Ganz schön radikal 😅
das ist eindeutig zu kurz gesprungen, lieber fabian.
selbstausbeuter kann man genauso zum klassenbewusstsein für die arbeiter bringen - man darf sie zuallererst nicht ebenfalls zum feind erklären.
Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass in kleineren Betrieben Arbeitgeber den Arbeitnehmern näher sind, auch vom Gehalt her. Daher agieren sie zum Teil in ihren Möglichkeiten im Kapitalismus mehr nach persönlicher Moral.
Ein Großbetrieb dagegen kann nur so groß und erfolgreich sein, weil er seine Arbeitnehmer ausnutzt und alles für Gewinnmaximierung tut. Da spielen individuelle moralische Entscheidungen keine Rolle.
Soll nicht heißen, dass es in kleinen Betrieben keine Ausbeutung gibt, schon alleine, weil die Betriebe alle im gleichen kapitalistischen System konkurrieren.
Sehe ich im Großen und Ganzen auch so.
Das stimmt nur zum Teil, ein Kleinbetrieb kann genauso, wenn nicht gar schlimmer sein als ein Großbetrieb. Ich arbeite zum Beispiel in einen 4 Mann Betrieb, vertraglich abgemacht sind 40 Stunden, de facto arbeite ich 50 Stunden die Woche oder mehr. Der Chef besitzt ein Eigenheim und fährt schön Porsche. Arbeitsgesetze haben in kleineren Betrieben deutlich weniger Wert, da der Chef ja auch "mitanpackt". In größeren Betrieben gibt es Gewerkschaftsstrukturen und Betriebsräte, welche die schlimmsten Ausmaßen zumindest zum Teil verhindern.
"Daher agieren sie zum Teil in ihren Möglichkeiten im Kapitalismus mehr nach persönlicher Moral" - andererseits sind Kleinbetriebe auch meist deutlich näher an ihrer finanziellen Existenzgrenze, und haben im Gegensatz zu erfolgreicheren Großbetrieben kaum die finanziellen Möglichkeiten, nach ihrer "persönlichen Moral" zu wirtschaften
Demokratische Betriebe währen eine Lösung. Es ist eh schon alles Planwirtschaft, Industrie ist Planwirtschaft nur in Privater Hand.
@@jadfjfjajnicht nur weniger wert haben die Arbeitsgesetze, sie gelten größtenteils einfach nicht, weil ihr weniger als 15 Menschen seid...
Wäre es auch okay als Kommunist Aktien zu besitzen?
Ist haram.
Als Kommunist bitte nur beim Alltime High kaufen, damit eingefleischte Kapitalisten den Reibach halten und der Kommunist authentisch arm bleibt :P
@@fabianlehr4318wallahi😂
Finde deine Videos sonst deutlich besser, aber hier werden einige Aussagen getätigt, die kaum reflektiert und dementsprechend auch falsch sind.
Die fehlt die Unterscheidung nach Grad der Entfremdung der Arbeit und Macht über die Produktionsweise. KleinunternehmerInnen sind oft genauso Opfer der Produktionsweise wie es Arbeiterinnen sind und beuten sich selbst oft mindestens genauso aus, wie ihre ArbeiterInnen.
Durch die falsche Gleichsetzung von Monopolen mit Kleinbetrieben als jeweils gleichwertige Klassenfeinde, treibst du Menschen, die mit dem kleinen Handwerksbetrieb um die Ecke sympathisieren weg von kommunistischen Ideen und damit hin zum Liberalismus und Faschismus.
Vielmehr müssten wir Kleinbetriebe auf unsere Seite ziehen, in dem wir ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, wie auch sie nur ein Spielball großer Monopole und des kapitalistischen Staates sind.
Ich hoffe du ließt das hier und korrigierst deine Position oder gehst zumindest auf die vorgebrachten Argumente ein, denn das propagieren der Reinheit der Arbeiterschaft im Vergleich zur Verdorbenheit jeglichen Kapitals ist in unserer Welt kaum zielführend und sicherlich nicht reflektiert oder materialistisch.
*bastigurke*
Gute Antwort, die zeigt, dass es eben nicht so einfach ist. Die DDR-Praxis (und nicht nur dort) hat das gezeigt.
Ich habe die Macht lieber bei zwei Händen voller Monopolisten als bei einem einzigen Staat.
Dann gibt es wenigstens noch ein bisschen Diskurs.
UdSSR und DDR haben klar gezeigt wie menschenunwürdig linke Doktrin ist.
Um die Kleinunternehmer auf "unsere Seite" zu ziehen, muss du Ihnen erst mal aufzeigen, dass sie nicht auf der selben "Seite" sind.
Welche Macht über die Produktionsweise haben denn Kleinunternehmer, wenn sie auf dem freien Markt in Konkurrenz stehen?
@@tomu890
Wie Mr. Lehr ja dargelegt hat, besitzen auch Kleinunternehmer private Produktionsmittel (die Selbstausbeutung lasse ich mal weg). Und was geschieht dann mit den bei ihnen Angestellten/Arbeitern? Merkst du wohl selbst.
Und jeder einzelne dieser Kleinunternehmer muss expandieren, wenn er auf dem Markt bestehen will. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Kämen ev. noch Produktionsgenossenschaften als niedrige Form von gesellschaftlichem Eigentum (an PM) in Frage.
Die Aussage ist so schlichtweg unwahr. Als Kleinunternehmer kannst du die Zielfunktion deines Unternehmens selbst festlegen. Wenn du dich am Gemeinwohl und dem Wohl deiner Angestellten orientieren willst dann kannst du das tun. Ein Konzern kann das nicht.
Natürlich agieren nur wenige Kleinunternehmer altruistisch, solidarisch oder Gemeinwohl orientiert - aber das gilt wohl für unsere ganze Gesellschaft.
Wieso kann es der Kleinunternehmer?