Bochum-Ehrenfeld - Das Geläut von St. Meinolphus und Mauritius

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  • čas přidán 3. 06. 2022
  • Mit dem „Dom von Ehrenfeld“ befassen wir uns hier erneut mit dem Landbesitz der Familie von Schell, die seit 1543 im Besitz des unweit der heutigen Meinolphuskirche gelegenen Lehensgutes „Haus Rechen“, bereits in den Urbaren der Abtei Werden vermutlich erstmals erwähnt, war. Die umfangreichen Besitzungen, das „Rechener Feld“, wurden von Otto und Carl von Schell 1898 und 1904 an den Bauunternehmer Clemens Erlemann veräußert, der auf diesem Gebiet eine dringend nötige Erweiterung des Bochumer Stadtgebietes plante. Wie bei der benachbarten Melanchthonkirche schenkte er der kath. Kirchengemeinde St. Marien (heute Musikforum) ein Grundstück für einen Kirchbau mit der Maßgabe, möglichst bald mit dem Bau einer Kirche zu beginnen.
    Erste, kirchliche Aktivitäten regten sich bereits um 1900 im Ehrenfeld, doch erst 1907 begann man mit den Planungen für den Kirchbau als Tochtergründung der Mariengemeinde. Der Grundstein für die nach Plänen des Bochumers Hermann Wielers zu errichtende Kirche wurde 1908 gelegt. Der Entwurf sah eine noble, spätromanische Basilika mit Doppelturmfassade vor, elegant mit Haustein verkleidet. Die ambitionierten Pläne waren jedoch nur schwer zu finanzieren, so kam es 1909 zur Weihe eines Teilausbaus der Kirche, Chor, Querhaus und ein Langhausjoch umfassend. Die Patronatswahl nimmt Bezug auf das Erzbistum Paderborn (hl. Meinolph von Böddeken), zu dem Bochum seit 1821 gehörte, und wohl auf das Erzbistum Köln (hl. Mauritius/thebäische Legion).
    Der weitere Ausbau sollte ab 1914 beginnen - dem setzte der Beginn des 1. Weltkrieges ein Ende, umgesetzt werden sollte ein weiterer Entwurf Wielers mit nur einem Turm. Erst nach der Inflation wurde das noch fehlende Langhausjoch im Stile Wielers und die mächtige Westanlage errichtet, nun jedoch nach Plänen von Wilhelm Peter aus Bochum, der romanische Formzier mit Elementen der „neuen Sachlichkeit“ vereinte. Nach dem Turmbau wurde der Innenraum expressionistisch umgestaltet. Die Kirche wurde am 4. November 1944 beim schwersten Bombenangriff auf Bochum bis fast auf die Grundmauern zerstört, der Turm blieb nahezu unversehrt. Bis zum Katholikentag 1949 wurde die Kirche notdürftig teilweise wiedererrichtet, der endgültige Wiederaufbau nach Plänen von Diözesanbaumeister Kurt Matern, Paderborn, erfolgte 1952/53 in zeitgemäßeren Formen. Auf die ehem. Apsis wird seitdem verzichtet. Der heutige Chorabschluss mit dem etwas fremd wirkenden Fenster entstand um 1990 nach Plänen des Essener Dombaumeisters Dr. Heinz Dohmen. Die anderen Farbfenster gestaltete Ernst Jansen-Winkeln 1961-66.
    Die erste Orgel bekam St. Meinolphus 1921 von der Orgebaufirma Eggert in Paderborn (Anton Feith I.), die 46 Register wurden nach Umsetzung auf die Empore im Turm auf 49 erweitert. Die Orgel ging im 2. Weltkrieg unter. Das heutige Instrument entstammt der Orgelbaufirma Franz Breil, Dorsten und wurde 1955 geweiht. Es umfasst 44 Register auf 3 Manualen und Pedal. Die Orgel wurde 2019 von Orgelbau Fleiter, Münster, umfassend renoviert.
    Ob sich im bis zum 2. Weltkrieg vorhandenen Dachreiter Glocken befunden haben ist dem Verfasser nicht bekannt. Zur Vollendung des Turmbaus bekam die Kirche 1926 ihr Geläut aus 4 Gussstahlglocken des Bochumer Vereins, in Untermollsextrippe gegossen. Alle 4 Glocken sind von ausgezeichneter Klangqualität und bilden sicher eines der schönsten und eindrucksvollsten Geläut der Stadt. Einschränkend ist jedoch die bombastische Lautstärke, die sicher auch mitverantwortlich für die hier dargestellte, reguläre Läutezeit von max. 3-4 Minuten ist. Als der Verfasser 1997 nach Bochum zog, erzählte man sich jedoch auch von einem „glockenallergischen“ Pfarrer - in der von ihm mitbetreuten Marienkirche wurden die Glocken genauso kurz geläutet.
    Dank einer Straßenbaustelle konnte wegen des stark eingeschränkten Autoverkehrs eine sonst kaum mögliche Aufnahmeposition gewählt werden. Die vorgestellte Aufnahme knickt zwar beim Einsatz der großen Glocken weg, bringt aber ansonsten die enorme, vom Turm strömende Klangdynamik des Geläutes gut zu Gehör.
    Geläutedaten:
    gis°, ~2100 mm, 3671 kg
    h°, ~1773 mm, 2304 kg
    cis‘, ~1574 mm, 1582 kg
    dis‘, ~1430 mm, 1204 kg
    Aufnahme: 01.11.2021
    S/W-Foto (Entwurf Wielers): entnommen aus Quelle 1.
    Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
    Verwendete Quellen/Literatur:
    1. P. Zimmermann: 75 Jahre St. Meinolphus-Mauritius Bochum Ehrenfeld (Festschrift), Kirchengemeinde als Herausgeber, Bochum, 1984.
    2. D. Ernesti/D. Bleidick: www.historisches-ehrenfeld.de... ,mehrfach abgerufen im Mai 2022.
    3. G. Hoffs: Glockenkatalog des Bistums Essen (Vorläufer zum Glockenbuch), bearbeitet von S. Schritt, Trier, ohne Jahreszahl.
    4. Christel Darmstadt (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003, S. 48, 50 und 220.
  • Hudba

Komentáře • 25

  • @TheRealGlockenGusstavo
    @TheRealGlockenGusstavo Před 2 lety +6

    Sehr schönes, großes,mächtiges Stahlgeläute. Auch die Kirche ist schön.

  • @glockenzeit
    @glockenzeit Před 2 lety +3

    Da könnte man sich doch reinlegen...
    Hier scheint einfach alles zu stimmen - ein beeindruckendes Ensemble!

  • @Glockenfampf
    @Glockenfampf Před 2 lety +3

    Wow ist das ,monumental. Ein fantastisches Geläut aus den 1920er Jahren, wo ich die Glocken meistens eh wirklich gerne mag!

  • @Sosias84
    @Sosias84 Před 2 lety +5

    Schöne Präsentation! Stimmt, dieses Geläut gehört zu den besten in Bochum.

  • @bellspotter
    @bellspotter Před 2 lety +3

    Ein äußerst gelungenes Gussstahlgeläut der 1920er! Das hat hier fast schon eine beruhigende Wirkung. Sicher eines der Highlights in Bochum!

  • @bernddoerper5667
    @bernddoerper5667 Před 2 lety +2

    Das bekomme ich recht häufig zu hören. Direkt in der Nähe meiner Arbeitsstelle. Ist schon gewaltig und feierlich.

  • @gorlitzerglockengelaute1550

    Diese großen UMS-Geläute sind doch immer wieder beeindruckend. Erinnert mich sehr an das Geläut, welches ich erst kürzlich präsentierte. Schöne Präsentation und schönes Pfingstfest!

  • @glocken_lucagans
    @glocken_lucagans Před 2 lety +2

    Welch ein bombastisches Geläut! Anhand von Aufnahmen gefällt es mit sogar besser, als das der Propstei, denke ich. Nach Möglichkeit würde ich beide jedenfalls gerne mal hören.

  • @glockenfanvogtland6272
    @glockenfanvogtland6272 Před 2 lety +2

    Das nenne ich mal ein mächtiges und so wie es sich anhört lautes Gussstahlgeläut. Schön tief. Frohe Pfingsten

  • @kongdebell
    @kongdebell Před 6 měsíci

    Sehr mächtiges Geläute, erklingt genauso aus der Ringkirche Wiesbaden nur auf d' als Klangkrone

  • @jkoch1385
    @jkoch1385 Před 2 lety +1

    Ich bin auch kein so großer Fan von so kurzem Läuten. 5 Minuten sollten es schon sein. In jedem Fall aber eines der Highlights in Bochum. Frohe Pfingsten!

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  Před 2 lety

      Das sehe ich auch so. Frohe Pfingsten!

  • @buschul
    @buschul Před rokem +1

    Das schöne Geläut habe ich schon Anfang der 1960er Jahre als Kind wahrgenommen, weil meine Großmutter ein paar Hundert Meter weiter weg gewohnt hatte. Dennoch ist auch diese Kirche für heutige Verhältnisse mittlerweile zu groß geworden.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  Před rokem

      Vielen Dank für die schöne Anmerkung! Ja, die Kirche ist wohl viel zu groß inzwischen, aber immerhin wird sie von einem - noch - sehr lebendigen Gemeindeleben getragen!

    • @buschul
      @buschul Před rokem

      @@stahlglocke Dass noch ein sehr lebendiges Gemeindeleben existiert, freut mich zu lesen. (Obgleich ich evangelisch war. Wurde übrigens in der nicht weit entfernten Melanchtonkirche an der Königsallee getauft.)

  •  Před rokem +1

    Da ist was los. Gerade wenn die h° einsetzt kommt eine wohlige Wärme mit dazu.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  Před rokem

      Sie klingt auch am wenigsten nach "Stahl"!

  • @Schillingglocke1
    @Schillingglocke1 Před 2 lety +2

    Ach so sieht die aus🤣🤣 Da ich früher nie fotografiert habe, weiß ich das bei der Menge an Kirchen nicht mehr, wie da jede aussieht, die ich aufgenommen habe. Aber man kann ja im Internet nachschauen, von den meisten Kirchen gibt es doch irgendwelche Fotos oder bei Glocken-CZcams dann eben. Das Geläute hier ist traumhaft und sicher eines der Highlights von Bochum: gesegnetes Pfingstfest!

  • @Eisenkuester
    @Eisenkuester Před 2 lety +1

    Ein „Fön-Geläute“… da bläst es einem wohl weg. Abgesehen davon: die Altarraum-Gestaltung ist irgendwie… gewollt und nicht gekonnt. Der Blick nach vorne spricht mich absolut nicht an… 🤷🏻‍♂️

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  Před 2 lety

      Da stimme ich in beiden Punkten zu. Zunächst hing an der weißen Altarwand ein großes Kruzifix über dem Hochaltar (der in der Liturgiereform materialmäßig auf Altar und Tabernakelstele aufgeteilt wurde). Ende 1953 fand ein Künstlerwettbewerb für die Altarwand statt, aus dem Hubert Spierling mit einem 155 qm Putzmosaik zum Thema "Christus im Kommen" als Sieger hervorging. Sein Entwurf wurde jedoch, auch nach Überarbeitung, vom Generalvikariat in Paderborn abgelehnt. So blieb es dann bis ~1990 bei der weißen Wand bis zur heutigen Lösung. Merkwürdigerweise stört mich hier am allermeisten die "Tapetentür" zur Sakristei.