Sapir Whorf Hypothese - Sprache beeinflusst Denken

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  • čas přidán 29. 06. 2024
  • Benjamin Lee Whorf hat zusammen mit den Ideen von Edward Sapir so in etwa vor 100 Jahren die Hypothese entwickelt, dass Sprache und Denken sehr eng zusammengehören und sich gegenseitig beeinflussen.
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    Quelle:
    - STARK-Redaktion, Team. (2019). Abi auf einen Blick! Deutsch Nordrhein Westfalen 2021 (1. Aufl.). München, Deutschland: Stark Verlag GmbH.
    0:00 Einleitung
    0:49 Sprache beeinflusst Denken
    1:14 Hopi
    2:05 Pirahã
    3:00 Lernheft STARK
    3:38 Experiment
    5:02 linguistisches Relativitätsprinzip
    5:40 linguistischer Determinismus
    6:12 Weiteres im Lernheft STARK
    Benjamin Lee Whorf und Edward Sapir hatten also die Vermutung, dass Menschen, die unterschiedliche Sprachen sprechen, auch unterschiedlich denken. So eine Theorie muss natürlich bewiesen werden und Whorf hat das anhand der Sprache der Hopi-Indianer versucht, die in Nordamerika wohnen. Ihre Sprache unterscheidet sich sehr stark von unseren europäischen Sprachen und demnach hat er gehofft, dass er auch deutliche Unterschiede im Denken dieser Menschen finden könnte. Er hat herausgefunden, dass in der Hopi-Sprache anders mit Zeit umgegangen wird, als wir es tun. Er konnte zum Beispiel keine Wörter für „gestern”, „heute” oder „morgen” finden. Die Hopi besaßen keinen Kalender und wussten auch selber nicht, wie alt sie waren. Allerdings musste in der Zwischenzeit vieles, was Whorf herausgefunden hat, korrigiert werden, einiges scheint aber tatsächlich an seiner Hypothese zu stimmen.
    Im Laufe der Zeit wurden viele weitere Experimente durchgeführt und Sprachen untersucht, um Beweise für die Sapir-Whorf-Hypothese zu sammeln. Spannend finde ich zum Beispiel auch, dass die Pirahã-Indinaner, ein indigenes Volk im Amazonasgebiet, ein ganz anderes Verständnis von Zahlen haben. Sie habe nur Wörter für „eins”, „zwei” und „viel”, wenn überhaupt. Eventuell haben sie sogar nur einen Begriff für „wenig“ und einen für „viel“. Das kann man nicht genau sagen. Das hat zur Folge, dass sie Probleme haben, größere Mengen fest zu stellen. Wenn man z.B. zehnmal gegen eine Tür klopft, und sie sollen genauso oft zurückklopfen, dann verzählen sie sich. Für uns kaum vorstellbar, denn wir denken ständig in Zahlen und Mengen. Eine logische Schlussfolgerung ist somit auch, dass die Pirahã anders denken müssen, wenn ihre Sprache ohne Zahlen auskommt. Das bestärkt die Hypothese, dass Sprache einen Einfluss auf das Denken hat.
    Noch ein Experiment möchte ich dir aber vorstellen und du kannst direkt mitmachen. Stell dir einmal eine Brücke vor. Beschreibe diese Brücke jetzt bitte mit Adjektiven. Du kannst auch kurz auf Pause drücken. Vielleicht hast du Begriffe gewählt wie: „elegant", „schön", „zerbrechlich", „friedlich", „schlank"… Spanisch sprechende Testpersonen haben zum Begriff „el puente“ allerdings Begriffe genannt wie: „stark", „groß", „gefährlich", „lang", „fest". Dieser Versuch wurde oft wiederholt und aufgefallen ist, dass bei allen Wörtern, bei denen das grammatische Geschlecht nicht dem spanischen Geschlecht entspricht, unterschiedliche Adjektive genannt wurden. Auf Deutsch „die Brücke“ und auf Spanisch „der Brücke“. Zudem wurden bei den weiblichen Substantiven auch eher Adjektive genannt, die in unserer Kultur eher „weibliche Eigenschaften“ sind. Bei den männlichen genau andersrum. Ein weiteres Versuchswort war z.B.: „der Schlüssel“, Spanisch: „la llave“, also „die Schlüssel.
    Unser Denken über Objekte, welchen Eigenschaften wir ihnen zuordnen, wird also durch das grammatische Geschlecht, dass diese Objekte haben, beeinflusst. Sprache beeinflusst also in gewisser Weise unser Denken.
    Gut, an dieser Stelle sollte dir jetzt klar sein, was mit „Sprache beeinflusst Denken“ gemeint ist. Genau genommen liegen dieser Hypothese aber zwei Thesen zugrunde. Erstens das linguistische Relativitätsprinzip und zweitens der linguistische Determinismus.
    Das ling. Relativitätsprinzip besagt, dass Sprecher, die unterschiedliche Sprachen sprechen, die Welt auch anders wahrnehmen. Jemand, der mit Spanisch als Muttersprache aufgewachsen ist, nimmt also die Welt ein klein bisschen anders wahr als jemand, der mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen ist.
    Der ling. Determinismus besagt, dass unsere Sicht auf die Welt von unserer Sprache begrenzt, also determiniert wird. Was man denken kann, ist also durch Sprache limitiert. Das klingt jetzt ziemlich hart, aber bedeutet auch, dass wenn man mehr Sprachen kennt, man dementsprechend mehr von unserer Welt verstehen kann. Eine Sprache zu lernen bedeutet also nicht nur, dass man sich verständigen kann, sondern auch, dass man die Welt besser lernt zu verstehen. Ein sehr schöner Gedanke, finde ich.
    Zum Abschluss möchte ich euch mitgeben, dass die Sapir-Whorf-Hypothese nicht unumstritten ist. Es wird teilweise noch heftig darüber diskutiert.

Komentáře • 38

  • @justleonie5929
    @justleonie5929 Před 2 lety +33

    Das war mir im Unterricht auch schon suspekt.. auch wenn die Brücke grammatikalisch ein weibliches Geschlecht hat, hätte ich sie eher als stark, fest, grau, groß & trocken beschrieben. Wohingegen der Stuhl, grammatikalisch männlich, für mich eher grazil, bequem und fein ist. Also ich verstehe den Ursprung des Gedankens, aber gleichzeitig finde ich die Umsetzung in der Praxis eher fragwürdig :)

    • @deeck6992
      @deeck6992 Před měsícem

      Mein erster Gedanke bei Brücke war schön. Und im Nachhinein weiß ich wahrscheinlich auch warum ich direkt an schön gedacht habe. Ich denke schon, dass da der Artikel auch was beizutragen hat.

  • @ve.re.
    @ve.re. Před 2 lety +8

    Vielen Dank, echt spannendes Thema! Ich liebe Sprachen und bin überzeugt, dass Sprachen den Horizont erweitern und helfen, unsere Welt, die Menschen und Kulturen besser zu verstehen! 😍🗺💬

  • @till.m3897
    @till.m3897 Před 2 lety +33

    Danke gute Übersicht 4 Tage vorm LK Abi

  • @milje7794
    @milje7794 Před rokem +5

    Erstes Video was ich dazu verstanden habe!!

  • @youngsanu4829
    @youngsanu4829 Před 2 lety +8

    Die Nacht vorm Deutsch Abi 🫡

  • @LegmonLifestyle
    @LegmonLifestyle Před 2 lety +8

    Spannend! Für mich persönlich auch relativ logisch und sinnvoll, wenngleich auch mir einige Gegenargumente einfallen🤔

    • @Linguistikeinfacheinfach
      @Linguistikeinfacheinfach  Před 2 lety +4

      Oh ja, es gibt viele Gegenargumente. Aber für mich steht fest, dass das Sprachenlernen auch dazu beiträgt, dass man die Welt aus mehreren Perspektiven betrachten kann.

  • @barissavas456
    @barissavas456 Před rokem +3

    Super Video und wirklich gutes Thema. So ein Thema sollte man in den Schulen spielen lassen, denn es ist wirklich sehr einfach erklärt für den einfachen Leien.
    Vielen Dank für das schöne Video. Du bist ein guter Mensch.

    • @Linguistikeinfacheinfach
      @Linguistikeinfacheinfach  Před rokem +1

      Dieses Thema ist Pflicht für alle Abiturienten in Deutschland mit dem Fach "Deutsch". Sehr viele Lehrer verwenden es tatsächlich in Unterricht. Das sehe ich an den Statistiken. 👍

    • @barissavas456
      @barissavas456 Před rokem

      @@Linguistikeinfacheinfach Sehr gut.

  • @aimox_7784
    @aimox_7784 Před 2 lety +6

    Hab die gleichen begriffe wie Spanier genommen

  • @erni2808able
    @erni2808able Před rokem +1

    Danke❤

  • @mithridatesi9981
    @mithridatesi9981 Před 2 lety +4

    Könntet ihr ein Video machen zur Stimme. Irgendwie fällt mir auf, dass die eigene Stimme durch die Sprache ändert, z.B. wenn ich American English spreche dann wird meine Stimme tiefer

  • @barbossa8844
    @barbossa8844 Před 5 měsíci

    Morgen is Vorabi und ich habe noch nicht gelernt und versuche mir jetzt noch Videos um 22:13 Uhr Videos zu gucken ... wünscht mir Glück 😢😢😢
    Aber sehr gutes Video

  • @thorstenbuechner9227
    @thorstenbuechner9227 Před rokem

    John McWorther bezeichnet das als "Language Hoax". Ich finds allerdings spannend, dass Sapir/Whorf ein halbes Jahrhundert nach ihrer Widerlegung gerade in Deutschland noch so viele Anhänger haben. Das wäre doch mal ne Forschungsfrage. Mein Tipp: Die Romantik ist bei uns noch sehr wirkmächtig.

  • @imrengarotp3802
    @imrengarotp3802 Před 2 lety +2

    Wenn das grammatische Geschlecht beeinflusst, welche Adjektive man bestimmten Dingen zuordnet, wie ist das denn dann bei Immigranten?
    Wenn jemand, der vor 20 Jahren nach Deutschland eingewandert ist "der Brücke" sagt, ordnet diese Person der Brücke dann auch männliche Eigenschaften zu?

    • @Linguistikeinfacheinfach
      @Linguistikeinfacheinfach  Před 2 lety

      Gute Frage. Das müsste man untersuchen.
      Ich gehe mal davon aus, dass das nur bei Sprachen funktioniert, die mit grammatischen Geschlechtern arbeiten. Ein Engländer würde sich demnach relativ schnell an "weibliche" Eigenschaften gewöhnen. Ein Spanier würde wohl eher bei den "männlichen" Eigenschaften bleiben und später, wenn er Deutsch sehr gut beherrscht, auch zu "weiblichen" wechseln. Das ist aber nur eine Hypothese. Vielleicht weiß ja jemand mehr darüber.

    • @bjoern.sch_
      @bjoern.sch_ Před 2 lety +2

      @@Linguistikeinfacheinfach Eine Gegenfrage, die bei uns im Unterricht stark aufkam: Ist es überhaupt sinnvoll dort weiter nachzuforschen, wenn es allein im Deutschen schon viele Ausnahmen gibt? Einige Beispiele waren: Die Armee oder Die Waffe. Beidem würde man im Normalfall keine weibliche Eigenschaft zuordnen. Der Wein war noch ein Gegenbeispiel, da auch dort eher weibliche Eigenschaften zugeordnet wurden. Unsere Annahme war, dass, sollte an der These überhaupt etwas dran sein, nicht das grammatische
      Geschlecht beeinflusst, welche Adjektive zugeordnet werden, sondern, dass die zugeordneten Adjektive im Regelfall das Geschlecht bestimmen. Fand ich recht spannend.
      Editierung: Auch die Brücke wurde bei uns einheitlich als stark und mächtig, teils als Edel beschrieben. Nie aber als zierlich, hübsch oder als etwas ähnliches.

  • @luciagamper6077
    @luciagamper6077 Před rokem +5

    Hi, ich finde deine Erklärvideos normalerweise sehr hilfreich, aber die Sapir Whorf Hypothese ist sehr problematisch in der Auslegung und in vielen Punkten widerlegt. Wir haben darüber letzte Woche an der Uni im Seminar gesprochen. So lange man davon spricht, dass Sprache unser Denken beeinflusst, kann man das im Grunde bejahen, aber auf keinen Fall limitiert Sprache das Denken! Nur, weil die Hopi-Indianer keinen Begriff für Zeit haben, heißt das noch lange nicht, dass sie sich nichts darunter vorstellen können! Sie messen Zeit einfach anders für sich- aber auch sie wissen, dass der Mensch altert, sie erleben mit, wie Bäume wachsen und größer und größer werden, wie aus Kindern junge Erwachsene werden usw.
    Als Gegenbeispiel: Nur weil die Engländer das Wort "Schadenfreude" nicht in ihrem Wortschatz haben, wird man sich wohl gut vorstellen können, dass ihnen eine solche Reaktion nicht fremd ist.
    Die Sapir Whorf Hypothese wird von vielen LinguistInnen als im kolonialistischen Denken einer weißen Überheblichkeit wurzelnd, und schlichtweg in den wichtigsten Punkten widerlegt, abgelehnt.

  • @fardnazizi8812
    @fardnazizi8812 Před rokem +1

    Das Video kann man echt in die Tonne kloppen

  • @Serendipitate
    @Serendipitate Před 6 měsíci

    Ich entschuldige mich im Voraus für die grammatikalischen Fehler und die Art und Weise, eine Idee darzustellen: - Ich stimme diesem Video größtenteils zu. Ich bin in einem anderen Land geboren und aufgewachsen und kann bestätigen, dass die Sprache, die wir individuell verwenden, unsere Denkweise beeinflusst. Unser Hirn reagiert unwillkürlich auf Worte (vorzugsweise auf solche in der Muttersprache), bevor der „Empfänger“ die Informationen verarbeitet, und wenn dieser Aspekt erst einmal denen bekannt ist, die leider die Menschenmassen für ihre eigenen Interessen zu nutzen, dann verstehen wir, warum Politiker auf ein bestimmtes Ziel abzielen Gruppe von Menschen, die einen großen Teil der Bevölkerung eines Landes besitzt; Warum Radio- und Fernsehwerbung einen höheren Klang haben (lauter) als der Rest der Sendung, in der sie erscheinen; Warum Zeitungsschlagzeilen so aussehen, als seien sie Fragen des Lesers; Warum bestimmte Produkte Sie zu beraten und zu überzeugen scheinen, wie stark und gut sie sind und neuer... wie viel Sie kaufen sollten. (Nimm 2 - Süßigkeiten, Nur die - Socken, etc.). Diese Werkzeuge werden seit Tausenden von Jahren aus eigenem Interesse und als Nebeneffekt gegen die Menschheit eingesetzt. Ich empfehle jedem, mit dem Erlernen einer neuen Sprache zu beginnen, da der Saphir-Whorf-Effekt vorhanden ist und es für jeden eine fantastische Erfahrung sein kann. 🥰👐🙏

  • @user-vc9hq1xg3j
    @user-vc9hq1xg3j Před 5 měsíci

    #Psycholinguistik

  • @pau1845
    @pau1845 Před 21 dnem +2

    Eigentlich müsste man erstmal definieren was eine Sprache ist. Ich gehe mal von natürlicher Sprache aus. Würde alles Denken aus der bestehenden Sprache resultieren (Determinismus), wäre eine Veränderung der Sprache doch kaum möglich. Man müsste aus dem Bereich des möglichen austreten, was ein Widerspruch ist. Oder anders, wenn man ohne Sprache nicht Denken kann, wurde wie Sprache entwickelt? Was ist deine Meinung @Linguistik -einfach einfach

  • @horstneumohr678
    @horstneumohr678 Před 11 měsíci

    Eine sehr gute Darstellung. Ich schreibe Bücher und beschäftige mich mit dem Bezug von Sprache zum Bewusstsein. Deshalb kann ich den wesentlichen Aussagen in diesem Video durchaus zustimmen. Deshalb finde ich auch manches, was es heute in der "Jugendsprache" gibt, durchaus deprimierend.