Hollern (D), evang. Kirche St.Mauritius - Vollgeläute

Sdílet
Vložit
  • čas přidán 13. 04. 2021
  • Das einzige erhaltene mehrstimmige Geläut des Stader Glockengießers Christoph Haupner hängt im Turm von St.Mauritius zu Hollern.
    Der älteste Bauteil der Hollerner Kirche ist der im 12. Jahrhundert errichtete Rundturm. Er ist zeitgleich auch das älteste Bauwerk des Alten Landes. Die beiden oberen Geschosse sind im 13. Jahrhundert aus Backstein hinzugefügt worden. Das Kirchenschiff ist wohl in der Zeit um 1300 entstanden. Jedoch sind die Nord- und Südseite im Jahr 1901 auf den alten Mauern neu errichtet worden. Aus dieser Zeit stammt auch die Sakristei. Der Chorraum stammt von 1778. In dieser Zeit erhielt der Turm auch mächtige Strebepfeiler aus Backstein, die jedoch bei einer umfassenden Kirchenrenovierung zwischen 1959 und 1962 entfernt wurden. Leider wurde diese Renovierung nicht im historisch korrekten Sinne ausgeführt. Die Strebepfeiler am Turm wurden entfernt und der Turm neu verkleidet. Im Kircheninneren gingen wertvolle barocke Malereien an der alten Orgelempore verloren. Dennoch ist noch ein beträchtlicher Teil der historischen Ausstattung vorhanden. Der Altar stammt aus der Zeit um 1570. Das Altarbild ist erst 1933 wieder eingesetzt worden. Im Jahr 1671 entstand der Schalldeckel für die Kanzel. Die Kanzel selber wird auch in diesem Zeitraum entstanden sein. Besonders wertvoll ist das im 14. Jahrhundert gegossene bronzene Taufbecken. Der Taufdeckel aus Holz ist wohl in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angefertigt worden. Um das Taufbecken herum befinden sich achteckig angeordnete Taufschranken aus dem Jahr 1572. Des Weiteren sind noch ein Taufengel aus dem 17. Jahrhundert sowie Bänke aus dem 18. Jahrhundert vorhanden. Das wohl bedeutendste und bekannteste Ausstattungsstück ist die zwischen 1688 und 1690 erbaute Orgel von Arp Schnitger. Das zweimanualige Instrument mit 24 Registern ist 1858 von Philipp Furtwängler aus Elze und 1965 bis 1966 von der Orgelbauwerkstatt Kemper aus Lübeck in entstellendster Art und Weise umgebaut bzw. "restauriert" worden. Eine umfangreiche Restaurierung ist zwischen 2010 und 2011 von Hendrik Ahrend aus Leer-Loga durchgeführt worden. Besonders ist, dass die Orgel rein mitteltönig gestimmt ist und somit in besonders authentischer Art und Weise den Schnitger-typischen Klang vermittelt.
    Im Turm hängen heute zwei Läuteglocken und eine Uhrschlagglocke. Der Glockengießer Christoph Haupner aus Stade goss 1694 die beiden, vermutlich beschädigten Läuteglocken um. Über Alter, Gießer oder Gewicht ist leider nichts bekannt. Die Gesamtkosten für den Umguss beider Glocken sowie der Aufhängung der neuen betrugen 2.443 lübische Mark und 4 lübische Schilling. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg wurde das Geläut glücklicherweise nicht dezimiert. Somit bilden beide Glocken das einzige noch erhaltene mehrstimmige Geläut Christoph Haupners, der in der Zeit um 1700 die gesamte Region zwischen Elbe und Weser mit Glocken belieferte. Interessant sind hierbei vor allem die technischen und optischen Unterschiede beider Glocken, obwohl sie aus einem Guss stammen. Auffällig ist vor allem, dass die kleine Glocke wesentlich schwerrippiger ist als die große Betglocke. Dennoch weisen beide Glocken einen sehr ähnlichen Teiltonaufbau auf. Dies ist wohl eher als Zufall zu werten.
    Die Uhrschlagglocke im Erker an der Nordseite der Turmspitze ist 1491 von Goteke Klinghe gegossen worden. Sie erklingt halbstündlich.
    Betglocke, Schlagton dis'-2, Gewicht ca. 1.380 kg, Durchmesser 1318 mm, gegossen im Jahre 1694 von Christoph Haupner in Stade.
    Kleine Glocke, Schlagton gis'-8, Gewicht ca. 815 kg, Durchmesser 1077 mm, gegossen im Jahre 1694 von Christoph Haupner in Stade.
    Herzlichen Dank an Pastor Uwe Junge sowie an Familie Tiedemann für die Ermöglichung der Aufnahme und das Sonderläuten!
  • Hudba

Komentáře • 19

  • @wimsbacha
    @wimsbacha Před 3 lety

    Tolles Geläute - das gefällt mir !

  • @GlockenKlang-YT
    @GlockenKlang-YT Před 3 lety +1

    Sehr schön mal wieder ein historisches Barockduett zu hören. Gelungenes Video !

  • @maxmoriz1966
    @maxmoriz1966 Před 3 lety +1

    Ein Interessantes Duett

  • @bjoernfr649
    @bjoernfr649 Před 3 lety

    In Anbetracht dessen, daß früher Glocken auch als Warnsignal vor Feuer und ähnlichem verwendet wurden, finde ich es bezeichnend, daß die Tonfolge dem in Deutschland verwendeten Sondersignal von Rettungsfahrzeugen entspricht. Nur eine Beobachtung. Beste Grüße, tolles Video mal wieder!

    • @Engerlingraucher
      @Engerlingraucher  Před 3 lety +1

      Vielen Dank! Ich denke, dass das Quart-Intervall eher zufällig zustande gekommen ist. Vermutlich war hier ursprünglich eine Durterz geplant.

  • @stefan7869
    @stefan7869 Před 3 lety

    Schönes Duett

  • @bachglocke3716
    @bachglocke3716 Před 3 lety

    Sie erwähnen in Ihrem Text die Arp-Schnitger-Orgel, die in entstellenster Art umgebaut wurde. Da frage ich mich, was wohl in solchen Köpfen vorgegangen ist....
    Welche mitteltönige Stimmung ist denn da heute nach der neuesten Restaurierung angewandt worden? Kirnberger? oder eine andere. Würde mich mal interessieren.
    Die Glocken klingen übrigens sehr schön!

    • @Engerlingraucher
      @Engerlingraucher  Před 3 lety

      Man wollte den historischen Orgeln das typische Klangbild der Orgelbewegung aufoktroyieren. Paul Ott hat's vorgemacht: Winddruck erniedrigt, im besten Fall die Labien durch Anlötungen auch niedriger gemacht und im schlimmsten Fall gleich neue Kerne eingesetzt. Das haben dann auch andere Firmen übernommen (u. a. auch Kemper). In Hollern wurden teilweise noch Schnitger-Pfeifen so stark bearbeitet und sogar eingeschmolzen (Gedact 8' im Pedal) und das alte Untergehäuse restlos entfernt und ein neues, proportional völlig unpassendes Untergehäuse mit großem Brustwerk gebaut. Das alles hatte der damalige Orgel- & Glockensachverständige Alfred Hoppe zu verantworten. Nach diesem barbarischen Akt zog die Landeskirche ihre Konsequenzen und schickte Hoppe vorzeitig in den Ruhestand - allerdings starb er, bevor er das noch erleben durfte...
      Die Stimmung ist übrigens rein mitteltönig.

    • @bachglocke3716
      @bachglocke3716 Před 3 lety

      @@Engerlingraucher Ja, da kann man wohl von einem "OrgelSCHWACHverstädigen" sprechen!
      Und die Moral von der Geschicht:
      Er war fürwahr ein Bösewicht - ihn traf des Himmels Strafgericht! :-)

    • @Engerlingraucher
      @Engerlingraucher  Před 3 lety

      Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... ;-) Hoppe war ja mit seiner rigorosen und fast ausnahmslos autoritären Arbeitsweise nicht allein. Auch andere Orgels(chw)achverständige haben in der Zeit vielen bedeutenden Instrumenten durch ihre Unwissenheit schweren Schaden zugefügt. In Hollern ist es der hervorragenden Arbeit der Orgelbaufirma Ahrend zu verdanken, dass sich das Instrument nun wieder in einer Art Idealzustand befindet.

  • @glockenfanvogtland6272

    Auch wenn es nur zwei Glocken sind, klingt es sehr schön

    • @Osnabruecker_Glocken
      @Osnabruecker_Glocken Před 3 lety

      "Auch wenn es nur zwei Glocken sind"... was soll das denn heißen? Muss doch nicht immer drei, vier oder fünfstimmig sein...

    • @glockenfanvogtland6272
      @glockenfanvogtland6272 Před 3 lety

      @@Osnabruecker_Glocken Natürlich muss das nicht sein. Aber für zwei Glocken ist es bemerkenswert. Bei uns im Vogtland haben wir viele zweistimmige Geläute.

    • @Engerlingraucher
      @Engerlingraucher  Před 3 lety

      @@Osnabruecker_Glocken Am besten das und im Idealfall noch in der 0-Oktave... ;-)

    • @Engerlingraucher
      @Engerlingraucher  Před 3 lety

      Kleinvieh macht eben auch Mist. Ich persönlich finde dieses Duett auch ganz hübsch.

  • @glockenderregion
    @glockenderregion Před 3 lety

    Sehr schönes und wertvolles Geläut. Ab und zu setzt der Klöppel von der großen Glocke aus. Woran liegt das? ( 2:28 )

    • @Engerlingraucher
      @Engerlingraucher  Před 3 lety +1

      Augen auf! ;-) Der Klöppel touchiert einen Querbalken des Glockenstuhls, sobald er ins Schlingern gerät. Das Problem dürfte aber mittlerweile behoben worden sein.