Christoph Möllers: Die autoritäre Revolte (Mosse-Lecture vom 08.11.2018)

Sdílet
Vložit
  • čas přidán 28. 11. 2018
  • Christoph Möllers: »Die autoritäre Revolte«
    Mit Philip Manow.
    Während die Sozialwissenschaften nach Erklärungen für den globalen Erfolg autoritärer Bewegungen suchen, wäre es noch einmal interessant, die Geste der wissenschaftlichen Erklärung selbst in diesem Zusammenhang zu untersuchen. An ihr fällt zum Ersten auf, dass sie die antiliberale politische Mobilisierung nicht beim Wort nimmt, sondern durch etwas Anderes zu erklären pflegt, etwa durch soziale Ungleichheit oder Verlustängste. Zum Zweiten verläuft die Argumentation zumeist so, dass die Erklärungslast der Krise liberaler Institutionen auferlegt wird, nicht ihrem bisherigen Erfolg. Dabei könnte es erstaunlicher sein, dass demokratische Rechtsstaaten so lange funktioniert haben, als dass sie jetzt zu zerfallen drohen. Zum Dritten schließlich wird der politisch-performative Gehalt sozialwissenschaftlicher Erklärungsmuster gerne unterschlagen, also der Umstand, dass sich jede Erklärung der Krise auch als politische Stellungnahme in dieser deuten lässt. Diese drei Faktoren könnten im Ergebnis dazu führen, dass sozialwissenschaftliche Erklärungsversuche einer politischen Auseinandersetzung um die Zukunft liberaler Demokratien eher im Wege stehen, als sie weiterzubringen.
    Christoph Möllers ist Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Träger des Leibniz-Preises 2016; er ist als Bevollmächtigter und Berater verschiedener Institutionen in der Öffentlichkeit wirksam; zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: «Der vermisste Leviathan - Juristische Staatstheorie in der Bundesrepublik« (2008), »Demokratie - Zumutungen und Versprechen« (2008), »Die drei Gewalten« (2008), »Das Grundgesetz - Geschichte und Inhalt« (2009), »Die Möglichkeit der Normen - Über eine Praxis jenseits von Moralität und Kausalität« (2015).
    Philip Manow ist Professor für Politikwissenschaften der Universität Bremen. 2018 erscheint sein Buch »Die politische Ökonomie des Populismus«.

Komentáře • 4