Jänkendorf (GR): Glocken der evang. Laurentiuskirche
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- čas přidán 26. 07. 2024
- Zum heutigen Sonntag präsentiere ich eine Aufnahme des Geläuts der evangelischen Dorfkirche St. Laurentius in Jänkendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Waldhufen im Landkreis Görlitz.
Kirche sowie Ort wurden in der Meißener Bistumsmatrikel 1346 erwähnt, sodass es sie bereits einige Zeit früher gegeben haben muss. Über die Gestalt der damaligen Kirche ist nur wenig bekannt. Zur Gemeinde gehörte seit jeher die Kirche im benachbarten Ullersdorf ( • Ullersdorf (Waldhufen,... ). Um 1540 wurde in Jänkendorf die Reformation eingeführt, in Ullersdorf geschah dies bereits 10 Jahre zuvor. 1687 erhielt das Gotteshaus einen Turm. Ein Bild der Kirche vor dem Turmanbau ist bei 1:25 zusehen. 1725 kam es zu einem Brand, der Kirche, Pfarrhaus und die Schule zerstörte. Das Gotteshaus wurde wieder aufgebaut und der Turm mit Dachziegeln gedeckt. Doch bereits 1801 riss man die Kirche fast bis auf ihre Grundmauern nieder und baute sie wieder auf und vergrößerte sie. Wahrscheinlich war sie stark reparaturbedürftig und nicht repräsentativ genug. In diesem Zustand präsentiert sich das Bauwerk bis heute. Die Kirche hat einen T-förmigen Grundriss mit einem quadratischen Westturm mit achteckigem Oktogon. Der Innenraum ist sehr schlicht gehalten. Größtenteils stammt die Innenausstattung aus dem Jahr 1901. Das große Holzkreuz an der Westempore ist allerdings noch aus der Zeit nach dem Brand 1725, denn es ist schließlich aus zwei Dachbalken des alten Dachstuhls gefertigt. 2009 erfolgte eine Restaurierung des Inneren u.a. des farbigen Bleiglasfensters im Altarraum.
Nach dem Brand 1725 hatte die Kirche bis 1768 hatte die Kirche nur zwei Glocken, die größte wurde erst in diesem Jahr von Johann Gottlieb Siefert aus Görlitz nachgegossen. Auch wenn die Quelle von der Zerstörung aller Glocken 1725 spricht, werden als kleine und mittlere Glocke zwei von Andreas Herold von 1667 und 1670 beschrieben. Sie hingen bis 1687 in einem hölzernen Turm am Kirchhofseingang, bis sie in diesem Jahr in den neuen Turm überführt wurden. 1839 wurden durch Spenden, Beteiligung der umliegenden Dörfer und durch Beitrag der Dorfherrschaft das komplette Geläut durch die Gießerei Gruhl umgegossen. Im ersten Weltkrieg wurden die beiden größeren Glocken eingeschmolzen. 1921 ersetzte die Gießerei Geittner aus Breslau, wahrscheinlich zeitgleich in Ullersdorf, die eingeschmolzenen Glocken, wobei die kleinere nochmal neu gegossen werden musste. Im zweiten Weltkrieg gingen leider alle drei Glocken verloren. Nach Ende des Krieges kam die erhaltene mittlere Glocke aus der Ullersdorfer Kirche nach Jänkendorf, da man sie dort zunächst nicht benötigte. 1955 ergänzte Schilling & Lattermann zwei Eisenhartgussglocken, die wohl zusammen mit der Bronzeglocke einen b'-Molldreiklang bilden sollten. Allerdings kam die mittlere Glocke deutlich zu tief aus dem Guss, sodass nun ein sehr eigenwilliges Klangbild aus dem Turm schallt. 2012 wurden an der Körner-Glocke Schäden festgestellt, sodass sie im gleichen Jahr in Nördlingen repariert wurde. Leider ist sie erneut an das gekröpfte Stahljoch aufgehängt worden. Der Klöppel wurde allerdings ersetzt.
Die Glocken:
Motiv: b'-c''-f''
Die Beschreibung von Inschriften und Zier befindet sich wieder im angepinnten Kommentar!
Glocke 1 / Bronze / b' / 1720 / Benjamin Körner, Görlitz / 316 kg / 840 mm
Glocke 2 / Eisenhartguss / c'' / 1955 / Schilling & Lattermann, Morgenröthe-Rautenkranz / 920 mm
Glocke 3 / Eisenhartguss / f'' / 1955 / Schilling & Lattermann, Morgenröthe-Rautenkranz / 730 mm
Zur Aufnahme:
- Die Außenaufnahme entstand am 22.04.2023 um 18:00 Uhr zum Sonntagseinläuten.
- Die Innenaufnahmen sind am 21.02.2023 gesondert entstanden.
0:00 - Bilderstrecke mit Außenaufnahme
2:14 - Fotos Glocke 3
2:45 - Läuten Gl.3
3:59 - Fotos Gl.2
4:29 - Läuten Gl.2
5:59 - Fotos Gl.1
7:05 - Läuten Gl.1
8:41 - Vollgeläut
Ein großes Dankeschön geht an Herrn Pfarrer Fünfstück für die Aufnahmeermöglichung und seine Zeit sowie an Herrn Kliemt für die Begleitung auf den Turm und die anschließende kleine Führung durch den Ort!
Quellen:
eigene Bilder, eigene Sichtung
Kirchenflyer
„Fundstück: Jänkendorf und Ullersdorf“ von 1952
Wikipedia-Artikel zur Kirche
„Die Glocken der Oberlausitz“ im Niederlausitzer Magazin 1906, S.85 (Urheber der Datei: H. Kairies)
Artikel der Sächsischen Zeitung vom 11.09.2012 zum Glockentransport: www.saechsische.de/plus/bronz...
Inschriften und Zier:
Glocke 1
- an der Schulter Wasserbogenband-Fries, darunter zwischen zwei Rundstegen umlaufende Inschrift: GEGOSSEN ZV GOERLITZ V. BENJ. KOERNERN A.O. 1720
- an den unteren Rundsteg schließt sich ein dünner Seilsteg an, darunter ein hängender umlaufender Akanthusfries
- an der Flanke Avers Wappenrelief derer von Ziegler und Klipphausen, darunter Inschrift:
IOHANNE HEINRIETTE V. NOSTIZIN GE-
BOHRNER V. ZIEGLERIN VND KLIPHAUSEN
FRAVEN AVF VLLERSDORF V. WIESAETG.
AO. 1720
- an der Flanke Revers Wappenrelief derer von Nostitz, darunter Inschrift:
IOHANN HARDTWIG GOTTHARDT V. NOSTIZ VND IAEN-
CKENDORFF ERB VND LEHNS HERR DERER GÜTTER VL-
LERSDORFF BARSDORFF WIESA THIEMENDORFF WENDISCH
SOHLANDT V. ELLERSDORFF A.O.1720.
- darunter zwei Rundstege, der untere schmaler
Glocke 2
- an der Schulter umlaufende zweizeilige Inschrift:
WIR RUFEN GOTT UND MENSCH O WOLLTEN BEIDE HÖREN
GOTT WIEDER SICH ZU UNS UND WIR ZU GOTT UNS KEHREN ,
dahinter Gießerzeichen, darunter JÄNKENDORF 1955
- an der Flanke ein einfaches Kreuz
Glocke 3
- an der Schulter umlaufende Inschrift:
HILF DU UNS DURCH DIE ZEITEN UND MACHE FEST DAS HERZ , dahinter Gießerzeichen; darunter JÄNKENDORF 1955
- an der Flanke ein einfaches Kreuz
Ein sehr interessanter Glockenbestand. Die Motivlinie ist sehr selten aber hat was. Ist mal kein Durdreiklang. Die Bronzeglocke ist fantastisch auch mit dem Fallklöppel. So kenne ich das. Trotz geringer Anschlagzahlen trotzdem ein dynamisches Läuten. Auch wie immer schön präsentiert.
Vielen Dank! Das einzige, was hier noch stört, ist die Kröpfung (gerade bei der Bronzeglocke).
@@gorlitzerglockengelaute1550 Na auf jeden Fall. Das sollte man noch verbessern, wenn es statisch klappt.
Wie ich dieses Motiv liebe! Die Körner-Glocke klingt, trotz der fragwürdigen Anlage und Bronzepuffern, wirklich schön. Doch, das hat Charme und sollte in dieser Form bestehen bleiben!
Mir sagt das Motiv meistens nicht so zu, hier hat es allerdings Charme. Die Körner-Glocke war wirklich eine Überraschung, zunächst überhaupt ihr Vorhandensein, dann auch ihr toller Klang. Hoffen wir mal, dass das Ensemble noch einige Jahre so bleibt, wie es ist.
Warum den Schillingglocken nicht auch Fallklöppel geben? Könnte sehr viel bringen!
Wäre auf jeden Fall eine Überlegung wert.