Dittersbach auf dem Eigen (GR): Glocken der evang. Dorfkirche
Vložit
- čas přidán 26. 07. 2024
- Ich stelle heute die Glocken der evangelischen Dorfkirche von Dittersbach auf dem Eigen, einem Ortsteil der Stadt Bernstadt auf dem Eigen, vor.
Von etwa 1270 bis 1280 entstand die erste Kirche im Ort mit rechteckigem Grundriss. Dieses Bauwerk wurde 1429 durch die Hussiten zerstört und daraufhin bis 1469 ein neues Gotteshaus mit gotisch gewölbtem Chorraum erbaut. Etwa 130 Jahre später wurde der Turm erhöht und mit einer ornamentalen Putzquaderung versehen. 1869 wurde eine Spende von 1000 Talern angeboten, wenn der Bau einer neuen größeren Kirche geschehe. 1870 ist dann die alte Kirche abgerissen worden. Ein Jahr später wurde dann das neue Gotteshaus feierlich eingeweiht. Die drei Buntglasfenster des Altarraums sind von 1928. 1971 erfolgte eine umfangreiche Restauration des Kirchturms mit Wiederherstellung der Putzquaderung von 1594. Da zu DDR-Zeiten Baufirmen Mangelware waren, geschah diese Maßnahme durch Feierabend- & Wochenendarbeit der Einwohner des Ortes, auch Schüler waren involviert. Seitdem bildet der Turm mit seiner unverwechselbaren Silhouette eine Landmarke für den Ort. Anstelle des ursprünglichen Altars befindet sich an seinem Platz nur noch ein schlichter Altartisch, nachdem dieser 1972 aufgrund nicht gelöschter Kerzen abgebrannt war. 2011 wurden das Kirchendach neu gedeckt und das Mauerwerk des Turmes neu angestrichen. Zur Orgel: Die heutige prächtige Orgel stammt aus der Werkstatt des Julius Jahn, Dresden. Sie ersetzt ein Instrument des Zittauer Orgelbauers Tamittus von 1731. Sie besitzt 1261 Pfeifen, verteilt auf 23 Register und zeigt Ähnlichkeiten zu den Silbermann-Orgeln. Sie zählt zu den schönsten und wertvollsten Orgeln der Region.
Der Turm trug im Mittelalter drei Glocken. Die große Glocke wurde 1514, die kleine 1469 gegossen. Die mittlere war undatiert. Benjamin Körner goss 1742 die große um. Ebenfalls umgegossen wurde 1725 die kleine Glocke. 1887 sind alle drei Glocken umgegossen worden. An ihre Stelle trat ein neues Vierergeläut von Theodor Werner, Kleinwelka. Das Gesamtgeläut war gestimmt in Des'-Dur, wobei man davon ausgehen dürfte, dass die Schlagtonlinie davon deutlich abwich, da die vorhandene zu dieser Tonangabe deutlich zu hoch steht. Im ersten Weltkrieg wurden die beiden kleinen Glocken abgenommen, kamen aber wieder zurück. Im zweiten Weltkrieg schließlich sind die drei großen Glocken vernichtet worden. 1950 ergänzte Schilling & Lattermann drei Eisenhartgussglocken, welche die vorhandene Bronzeglocke zu einem Idealquartett ergänzen. 1981 wurde der Glockenstuhl umgebaut und neue Läutemaschinen aus Herford installiert. Leider wurde im vergangenen Jahr das alte mechanische Uhrwerk außer Betrieb genommen, der Uhrschlag wird seitdem von einer Funkuhr übernommen. Leider dient die kleine Bronzeglocke dem Vernehmen nach oftmals nur als Solo-Glocke zu Taufen, wobei sie gut in das Gesamtgeläut integriert ist, allerdings derzeit aufgrund der Bronzepuffer im Plenum komplett erdrückt wird. Auch hier würden gerade Joche den Klang enorm aufwerten.
Die Glocken:
Motiv: fis'-a'-h'-d'' (Idealquartett)
Die Beschreibung von Inschriften und Zier befindet sich wieder im angepinnten Kommentar!
Glocke 1
Eisenhartguss
fis'
1950
Schilling & Lattermann, Morgenröthe-Rautenkranz
1 158 kg
1 350 mm
Glocke 2
Eisenhartguss
a'
1950
Schilling & Lattermann, Morgenröthe-Rautenkranz
689 kg
1 125 mm
Glocke 3
Eisenhartguss
h'
1950
Schilling & Lattermann, Morgenröthe-Rautenkranz
435 kg
990 mm
Glocke 4
Taufglocke
Bronze
d'' -4
1887
Theodor Werner, Kleinwelka
167 kg
675 mm
Die Dominanz von Glocke 2 in der Tonaufnahme bitte ich zu entschuldigen!
Zur Aufnahme:
- Die Außenaufnahme entstand am 26.02.2023 um 10:30 Uhr zum Gottesdienst.
- Die Innenaufnahmen entstanden am 24.10.2022 gesondert.
0:00 - Bilderstrecke mit Außenaufnahme
2:21 - Bilder Gl. 4
3:20 - Läuten Gl. 4
4:36 - Bilder Gl. 3
5:14 - Läuten Gl. 3
6:18 - Bilder Gl. 2
7:02 - Läuten Gl. 2
8:19 - Bilder Gl. 1
8:56 - Läuten Gl. 1
10:08 - Vollgeläut
Ich möchte mich bei Frau Seitz für die Ermöglichung der Aufnahmen und ihre Unterstützung sowie bei Herrn Pfarrer Hahn für die Genehmigung von Aufnahme und Veröffentlichung bedanken.
Quellen:
eigene Bilder
Info-Tafeln in der Kirche
Flyer zur Orgel
„Die Glocken der Oberlausitz“ im Niederlausitzer Magazin 1906, S.153 (Urheber der Datei: H. Kairies)
Buch „Glocken in Sachsen“ von Rainer Thümmel, S. 285, 384
Inschriften und Zier der Glocken:
Glocke 1:
- an der Schulter zwischen zwei Rundstegen umlaufende Inschrift:
ICH BIN DER WEG DIE WAHRHEIT UND DAS LEBEN JOH. 14,6
- am Hals aversseitig: Gießerzeichen, darunter A.D. 1950
- Hals reversseitig: Christusmonogramm, darunter, in die Flanke hineinreichend, Inschrift:
SIEHE
ICH BIN BEI EUCH
ALLE TAGE
Glocke 2:
- an der Schulter zwischen zwei Rundstegen umlaufende Inschrift:
UNSER GLAUBE IST DER SIEG DER DIE WELT ÜBERWINDET , dahinter Gießerzeichen
- am Hals aversseitig Gussjahr 1950 , darunter Inschrift:
IN SCHWERER ZEIT
ERSATZ FÜR DIE EIN OPFER DES KRIEGES
GEWORDENEN BRONZEGLOCKEN
+ + +
RUFE MICH AN IN DER NOT
- Flanke reversseitig: blütenförmiges Relief mit eingeschlossenem Herz, in dessen Mitte ein Kreuz
Glocke 3:
- an der Schulter zwischen zwei Rundstegen zweizeilige Inschrift:
SEID FLEISSIG ZU HALTEN DIE EINIGKEIT
IM GEIST DURCH DAS BAND DES FRIEDENS EPH. 4,3 , dahinter Gießerzeichen
- am Hals Gussjahr 1950 , darunter Inschrift
EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE
- Flanke Revers: Anker
Glocke 4:
- an der Schulter und Hals florale Zierfriese, darunter zwei Rundstege (der obere erhabener), darunter anschließend hängender Blattwerkfries
- an der Flanke doppelt eingekreistes Christus-Relief
- an der Flanke Avers Inschrift:
DIESE VIERTE GLOCKE
WURDE DER KIRCHE ZU DITTERSBACH AUF DEM EIGEN
VON DER DASEIGEN JUGEND GEWIDMET
- an der Flanke Revers Inschrift:
WER DA GLAUBET UND GETAUFT,
DER WIRD SELIG WERDEN EV. MARC. 16,16
- am Wolm unter einem erhabenen Rundsteg hängender Blattwerkfries
- am Schlag umlaufender Blütenfries
Ein intersantes Geläut mit guten Eisenglocken. Von einem Ideal-Quartett ist aber nicht so viel zu erkennen. Die h' ist schon zimlich vertieft. Die h' klingt zusammen mit der fis' schon fast wie eine große Terz und auch der fast Halbton zwischen h' und a' trägt hier zu einem sehr mystischen und eigen Charakter bei. Hat aber seinen Reiz. Schöne Aufnahme ;-)
Vielen Dank! Das stimmt natürlich, dass auch hier die Schlagtonlinie recht verzogen ist, gerade die h' zu tief geraten ist. Allerdings muss ich doch sagen, dass dabei doch noch das Tedeum erkennbar ist.
7:10
Bronzepuffer an Bronzeglocken kann ich zwar überhaupt nicht leiden aber trotzdem tolles Geläut und Aufnahme 😊
Vielen Dank! Der Sinn von Bronzepuffern an Bronzeglocken erschließt sich mir auch nicht, da sie den Klang der Glocken nur unnötig verweichen und leiser machen, was gerade bei diesem Beispiel hier besonders bitter ist.