Folge 77: Was Armut mit uns macht. Und was das mit unserer Geschichte zu tun hat

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  • čas přidán 7. 09. 2024

Komentáře • 25

  • @alias701
    @alias701 Před rokem +23

    In meinen 8 Jahren auf dem Gymnasium habe ich jährlich Mitschüler und Mitschülerinnen an die kalte Selektion verloren. Keine/r von ihnen war aus einem akademischen Haushalt. Allesamt waren sie Kinder aus Arbeiterfamilien mit und ohne familiäre Migrationsgeschichte. Auch ich komme aus einer Arbeiterfamilie, bin der Erste in der Familie mit Abitur und Hochschulabschluss (Master).
    Nun befinde ich mich, der jahrelang und heute noch immer an Versagensängsten bzw. dem "Impostorsyndrom" (in der Schulzeit vor allem bei Präsentationen) leidet, in einem heterogenen Freundeskreis, in der die Hälfte der Personen aus extrem privilegierten Verhältnissen kommt (inkl. Millionenerbschaften bzw. Vermögen), die mehrmals im Jahr in den Urlaub fliegen und dies als Selbstverständlichkeit betrachten, während für mich das gerade während des Studiums die Ausnahme war überhaupt einmal im Jahr Urlaub zu machen, der etwas kostet. Und dies ist nur ein Beispiel für die Unterschiedlichkeit der Lebensrealität, die sich aus der sozialen Herkunft ergibt. Die feinen Unterschiede sind so tragend und immer wenn ich seitens privilegierter Freunde auf Bagatellisierung stoße oder auf plumpe neoliberale, dogmatische Gegenargumente, wie: "Jeder ist seines Glückes Schmied" oder "Man muss sich nur mehr anstrengen" oder "besser mit dem Geld umgehen" lassen mich diese Aussagen erschüttert, wütend und frustriert zurück.

    • @michaelb2587
      @michaelb2587 Před rokem +3

      Hallo! Mir erging es in der Gymnasialzeit ähnlich, obwohl ich lange Zeit es nur vage habe deuten können (Ich glaubte lange an das Leistungsprinzip). Am meisten hat ein misslungenes Referat in der elften Klasse mir meine niedrige soziale Herkunft vor Augen geführt. Leider hat es mir auch im Studium viel Kraft und Zeit gekostet, zu merken, welches Wissen wirklich relevant ist und mir einen höheren Bildungsstatus verschafft. Auch Unsicherheiten im Umgang mit sozial Höherstehenden haben sich bei mir verfestigt.

    • @v1kas4y90
      @v1kas4y90 Před rokem

      Ich komme aus ner klassischen Asifamilie. Keine Bildung, dafür Gewalt u finanz. Armut in allen Facetten. Ich wurde mit ausreichend Intelligenz gesegnet um durchs Gynmasium zu fliegen u niemand wusste so richtig was von meiner Herkunft. Danach selbstfinanziertes Studium, fester Job u auf einmal die Möglichkeit mir "alles" leisten zu können. Es war ne tolle Erfahrung. Nun bin ich Minimalist geworden, wohne günstig u konsumiere bewusst. Natürlich vergisst man die Herkunft nicht, aber man trifft als Erwachsener seine eigenen Entscheidungen u die Herkunft entscheidet nicht über alles, kann aber vieles erleichtern.

    • @veravanberg3148
      @veravanberg3148 Před rokem

      Diese - von Ihnen zitierten Äußerungen nenne ich dümmliche hohle Phrasen, eines Hochschulabsolventen unwürdig. Wie solche Leute dann die jeweilige Praxis meistern wollen .... - da schüttelt es mich.

    • @m-b-2656
      @m-b-2656 Před rokem

      @@veravanberg3148 ...eines Hochschulabsoventes unwürdig? Wow! Aufgrund welcher Kompentenz haben Sie die Deutungshoheit über die "Würde eines Hochschulabsolventen"? Und definieren Sie doch diese mal bitte; das würde mich jetzt sehr interessieren!

  • @petrairene
    @petrairene Před rokem +25

    Danke für diesen sensiblen Beitrag. Wo auch ein Problem liegt ist dass in D nur Menschen Psychotherapeuten werden können die ein Einser-Abitur haben und sich dann die privat zu finanzierende Psychotherapieausbildung leisten können. Also in der Regel einer Gesellschaftsschicht angehören, die keine oder kaum eine Schnittmenge mit der Lebenswirklichkeit der Klienten hat.

    • @jojoshu8557
      @jojoshu8557 Před rokem +5

      Da ist schon was dran, besonders bedenklich finde ich es, wenn noch nie im Leben gearbeitet und direkt nach der Schule mit der Uni und anschließend der Ausbildung begonnen wurde - und beides in der minimal möglichen Zeit durchgezogen.
      Aber ich kenne auch viele Kolleg*innen, die wie ich auch kein Einser-Abi hatten, sondern andere Möglichkeiten genutzt haben (Wartesemester, Zweitstudium, Studieren im Ausland) und vor der Ausbildung schon einiges an Lebenserfahrung gesammelt haben. Für die Ausbildung nehmen auch viele einen Kredit auf.

  • @Happy_Bnzo_Puppy
    @Happy_Bnzo_Puppy Před rokem +6

    Gerade ein 2. Mal angehört. Ich muss einfach nochmal sagen: 👍👍👍
    Es hat sowas Befreiendes und auch Entlastendes, wenn ich Folgen eures Podcasts höre, in denen ich mich so sehr wiederfinde. Fast schon 1:1, was das konkrete Fallbeispiel angeht. Sich derart verstanden fühlen... Das kommt im Alltag weniger vor. Danke! 👌

    • @LoopLuna
      @LoopLuna Před 7 měsíci

      Du sprichst aus was ich noch nicht in Worte fassen konnte . Verrückt 😁

  • @martinajakob8700
    @martinajakob8700 Před rokem +10

    Wie immer sehr wertvoll...und die ruhige Art der Präsentation gefällt mir immer wieder gut!

  • @u.m.3318
    @u.m.3318 Před rokem +10

    Bin nicht mehr arm, ein tolles Gefühl alles kaufen zu können. Musste mit meinem Kind gucken, wie ich umsonst reinkam ins Schlittschuhstadion, früher ging sowas

    • @petergalonska2890
      @petergalonska2890 Před rokem

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  • @lukasberendsmeier1117
    @lukasberendsmeier1117 Před rokem +9

    Wieder eine wunderbare Folge die mir sehr weiterhilft :) Vor allem dabei weiterhilft Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten in meinem Beruf. Danke Danke Danke :) werde mir die Folge zusammenfassen.

  • @veravanberg3148
    @veravanberg3148 Před rokem +1

    Ein ausgezeichneter Beitrag - und sooo wichtig! Ich sehe hier vor allem auch die Lehrer in Verantwortung, wenn sie denn wirkliche Pädagogen sind. Etliche brauchen meiner Erfahrung nach Hilfen, z. B. ganz praktisch orientierte Weiterbildung. Leider sind auch die Klassen viel zu groß. Bibliotheken, nicht nur immer das Internet, sollten wieder stärker genutzt werden - wo es sie überhaupt noch gibt. Die kulturellen Angebote sollten sich nicht nur in Partys, Konzerten, Chillen, Elitesportarten o. ä. erschöpfen. Übrigens, gerade bei Exkursionen, Schulfahrten gibt es Gelegenheiten, bei denen oft die Kinder aus bildungsferneren Schichten ihr praktisches Können beweisen oder sogar anderen überlegen sind. Bildung ist eben auch Herzensbildung, das betonte seinerzeit schon der alte Goethe.

  • @luka8171
    @luka8171 Před rokem +6

    Tolle Folge! Könnt ihr vielleicht einmal eine Folge zur psychischen Bedeutung der Lüge und des Lügens aufnehmen? Ich weiß nicht ob das ein Phänomen ist mit dem sich Psychoanalytiker beschäftigt haben aber wenn, würde es würde mich ihre Perspektive interessieren.

  • @christianrach2195
    @christianrach2195 Před rokem

    Wieder einmal eine sehr gute Folge! Es bräuchte viel mehr von Ihrem Podcast für alle Menschen.

  • @Happy_Bnzo_Puppy
    @Happy_Bnzo_Puppy Před rokem +5

    Konnte mir die Folge noch nicht anhören, ein zu wunder Punkt. Werde ich aber bald. Heutzutage kann ich nicht mit Geld umgehen und gebe gleich alles aus. Uff... 😑

  • @marinawiskowski4815
    @marinawiskowski4815 Před rokem +4

    Ihr habt immer mal ein Video zur psychischen Lage speziell der Menschen in Ostdeutschland nach/ seit der Wende ( Stichwort "blühende Landschaften"-Lüge, Treuhand-Ausverkauf, lächerlich-machen). Hier wären hilfreiche Strategien jenseits von Durchhaltehinweisen interessant. Ist damit noch zu rechnen?

  • @michaelsienhold4704
    @michaelsienhold4704 Před rokem +2

    Ist die Nennung der vier Punkte am Ende nicht ein instrumenteller Umgang mit der eigenen Psyche, den Sie in früheren Folgen kritisierten bzw. als Symptom für ein Entwicklungshemmnis begriffen?

    • @jonnymahony9402
      @jonnymahony9402 Před rokem

      Ich denke, in den früheren Folgen war das auf die professionelle Ebene bezogen. Ich seh die Punkte hier eher als helfende Ratschläge oder Tipps.

  • @nichtpsychologe552
    @nichtpsychologe552 Před rokem +1

    Und Reichtum?

  • @gerhardfischer6057
    @gerhardfischer6057 Před rokem +1

    Nichts macht hässlicher als die Armut. Friedrich Nietzsche.