David Warner, Stella Stevens, Jason Robards in: "The Ballad of Cable Hogue" (Peckinpah, 1970)

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  • čas přidán 5. 09. 2024
  • der beste Kommentar: diedekadederoz...
    Liebe Filmfreunde,
    ein Film entsteht erst im Schnitt. Genauer: Erst im sensiblen Zusammenfügen des Geschnipsels. Ähnlich, wie aus einem Haufen flacher Puzzlestücke erst unter der Nähnadel eine volumige, wie angegossene Hülle namens Wintermantel entsteht.
    Ein guter Schnitt lässt uns schon nach den ersten Minuten im Kinosessel vergessen, dass wir Zeuge eines vollkommen ausgedachten, konstruierten Ablaufs werden. Was wir sehen, ist eben nicht einfach so "passiert" - und zufällig standen ein paar Kameras herum. Nein, selbst die lässige Handbewegung zum Finale wurde bedacht, vielleicht diskutiert und geändert.
    Den Schnitt wegzulassen - und den Zuschauer trotzdem nicht zu verlieren - ist anspruchsvoll. Legendär wurden einige ungewöhnlich lange, ungeschnittene Einstellungen.
    Wie Michael Ballhaus' Kamera auf den Fersen von Gangster Henry Hill, und seinem neuen Mädel Karen, auf einem Schleichweg zu ihrem Extra-Tisch in der ersten Reihe des überfüllten "Copacabana".
    Beginn der Einstellung am Hintereingang des Etablissements, die Kellertreppe hinunter, durch das Lager, in die Küche im Hochbetrieb, von hinten in den Saal durch alle Reihen bis nach vorne. Und immer quer durchs Personal, mit seinen vielen kurzen Auftritten haarscharf um die Kamera herum in dieser kniffligen Choreographie ("Goodfellas", Martin Scorsese, 1990). Kein einziger Schnitt, kein einziger Fehltritt, kein Versprecher der beeindruckenden Komparserie. Die dreiminütige Einstellung entstand in einer sehr langen Nacht.
    Schnitte dagegen können wie Katapulte sein. Zum Beispiel in unserem heutigen Schnipsel. Erst sitzen wir ziemlich heiter am Krankenbett von Cable Hogue. Dem ist soeben das neue Auto seiner Geliebten über den Bauch gehoppelt - Handbremse vergessen. Klar, da legst Du Dich doch erst einmal nieder. Und wo Du schon einmal liegst - und der Wanderprediger gerade Station macht an Deiner Wasserstelle in der Wüste Arizonas - da kannst Du Dir doch auch gleich schon einmal eine Rohfassung Deiner Grabrede anhören!
    Schaut euch jetzt einmal an, wie Regisseur Sam Peckinpah (eigentlich Beckenbach, Großeltern deutsche Einwanderer) - der durch seine Spätzeit-Western auch gerne einmal Autos und Motorräder fahren lässt - wie leicht Peckinpah von dem luftigen Outdoor-Krankenzimmer mitten hinein in eine Beerdigung schneiden kann!
    Euer Steffi

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