"Stimmschlüssel - Zum jüdischen Schatz von Erfurt" | The String Company | Marion Minkus

„Stimmschlüssel - Aus dem Liederzyklus zum jüdischen Schatz von Erfurt“
14. Dezember 2022
Alte Synagoge Erfurt, Kirchgasse, Waagegasse, Flussufer der Gera an der Krämerbrücke
Videoproduktion mit Unterstützung von: Erfurt, Landeshauptstadt Thüringen, Stadtverwaltung
Der Liederzyklus zum jüdischen Schatz von Erfurt konnte dank des Sonderstipendiums der Kulturstiftung des Freistaates Thüringen im Jahr 2021 von Marion Minkus und Lev Guzman komponiert werden.
Im Video zeigen wir den Weg, den einst unsere Harfenspielerin durch die Erfurter Altstadt in die Frauensynagoge ging, um dort mit anderen Frauen zu musizieren. Den Stimmschlüssel trägt sie an einer Silberkette um ihren Hals. Der jüdische Schatz von Erfurt ist sehr wertvoll: Er umfasst mehr als 3.000 Münzen, 14 Silberbarren, Schmuck und viele weitere Kostbarkeiten. Es wird vermutet, dass der Schatz im Zuge des Pestpogroms von 1349 von Kalman von Wiehe, einem jüdischen Geldverleiher aus Erfurt, versteckt worden ist. Er selbst konnte sich sein Eigentum nicht mehr zurückholen. So blieb der Schatz über Jahrhunderte unentdeckt und wurde erst durch Zufall bei Bauarbeiten in der Michaelisstraße im Jahre 1998 gefunden. Glanzstück des Schatzes ist der wunderschön gearbeitete und sehr wertvolle Hochzeitsring. Im Video wird auch der Harfenschlüssel gezeigt, wie er in der Alten Synagoge Erfurt ausgestellt ist: Dort wird er als Steckschlüssel bezeichnet. Lange Jahre war nicht klar, wofür der Steckschlüssel verwendet worden ist, bis die Forscherin Merav Schnitzer nach Erfurt kam und herausgefunden hat, dass es sich bei diesem Objekt wohl um den Stimmschlüssel für eine Harfe handelt. Normalerweise sind Hafenschlüssel aus einem festeren Metall gefertigt, nicht aber aus Silber, wie dieser Stimmschlüssel. Damit aber unsere Harfenspielerin an Shabbat den Stimmschlüssel mit aus dem Haus und in die Synagoge nehmen konnte, bedurfte es ein kleinen Tricks: Denn normalerweise darf an Shabbat kein Werkzeug aus dem Haus gebracht werden, wohl aber ein Schmuckstück: So wurde der Stimmschlüssel aus Silber gefertigt und unsere Harfenspielerin konnte ihn, an einer Silberkette um den Hals tragend, mit aus dem Haus und in die Synagoge nehmen, wo sie ihre Harfe stimmte und spielte. (Vgl. Schnitzer, Merav: The Silver Key from the Erfurt Treasure: Suggesting a Context. In: Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte. Hg. v. Maria Stürzebecher, Claudia Bergmann. Bd. 6. Jena. 2020, S. 94-103.)
Musiker*innen:
Marion Minkus - Gesang -
Reinhard Schwalbe - Violine -
Jens Hichert - Gitarre -
Anne Bezzel - Harfe -
Ljubomir Mitrović - Akkordeon -
Nils Würfel - Kontrabass -
Lev Guzman - Viola -
Kamera & Schnitt: Patrick Klaus, Kai Eisentraut
Make-up & Kostüm: Coco Ruch
Mix & Sounddesign: Eric Ebeling
Musik & Text: Marion Minkus
Wer nur, wer warst du? Wofür lebtest du?
Spieltest uns ein Lied, sanft und voll?
Trägst mich nah bei dir, dein Herz so warm.
Schlüssel, Schmuckstück, beides bin ich dir.
Saiten klingen, reich und hell, zusammen feiern wir.
Musik, Gesang bei Kerzenschein
Unser friedlich Leben, uns gegeben.
Wie schön die Klänge deines Harfenspiels,
Schlüssel zur Musik.
Wer nur, wer warst Du? Wofür gingest du?
Spieltest uns dein Lied, ein letztes Mal.
Silbern leuchtend, verwandelt hast Du mich.
Schlüssel, Schmuckstück, beides war ich dir.
Stimmen klingen, laut und grell, verstehen werde ich nicht.
Versteck mich schnell, bewahre mich.
Miteinander leben so verschieden wir auch sind.
Wie schön das Traumbild auch gewesen ist, hoffen werde ich.
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