Schkopau/Hohenweiden-Neukirchen (D-ST) - ev. Dorfkirche - Einzel- und Vollgeläut (Turmaufnahme)

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  • čas přidán 7. 09. 2024
  • 3:53 Vollgeläut
    4:59 Klangeindruck außen
    5:28 Impressionen d. Kirche
    Hohenweiden, heute zu Schkopau gehörig, ist südwestlich der Stadt Halle/Saale gelegen, im Nordwesten an Holleben grenzend. Hohenkirchen wurde erstmals 1091 als zum Petrikloster Merseburg gehöriges Dorf "wodina" erwähnt, der heute zu Hohenweiden gehörende Ortsteil Neukirchen erstmals 1347 als "Nienkirchen"- dort steht heute noch die Kirche des Ortes, die ihrerseits eigentlich im 1174 erstmals erwähnten "Siekendorff", welches im 19. Jahrhundert eingemeindet wurde. Zur Zeit der ersten Erwähnung 1091 gehörte Hohenweiden zu Merseburg und damit zur Pfalzgrafschaft Sachsen. Zu Hohenweiden gesellten sich durch Eingemeindungen später noch die Orte Röpzig, Rattmansdorf und Rockendorf. Bis 1815 gehörten die Orte zum kursächsischen Amt Lauchstädt und kamen nach dem Wiener Kongress nach Preußen. 1950 wurden die 4 Orte endgültig nach Hohenweiden eingemeindet und gehören seit 2004 zur Gemeinde Schkopau.
    Ältestes Bauwerk in diesem Ortskonglomerat ist die Kirche im Ortsteil Neukirchen, früher in Siekendorf stehend - ob die anderen Dörfer noch ihrerseits Kirchen besaßen, ist nicht bekannt. Das Bruchsteinbauwerk zeigt sich als einschiffiger Saalbau mit einem dreiseitigen Chorabschluss mit Westquerturm aus dem 12. Jahrhundert, dabei zeigen die Schallarkaden des Turmes noch Würfelkapitelle. 1523 wurde, laut Inschrift, das Kirchenschiff im (spät-) gotischen Stil neu erbaut, die Eingangshalle an der Nordseite erst 1610. Zugemauerte Schallarkaden an der Ostseite des Turmes erzählen die Geschichte von einer deutlichen Vergrößerung des Gotteshauses. Die Kirche erlebte eine bewegte Geschichte, es wurde zwischenzeitlich von Napoleons Truppen als Stall genutzt, aber wieder hergerichtet. Ein Hochwasser setzte ihm nochmals zu. Heute ist das Bauwerk liebevoll saniert und erfreut sich regelmäßiger Nutzung. Das weiß getünchte Innere ist schlicht gehalten und wird von einer hölzernen Muldendecke überspannt. Der Kanzelaltar von um 1750, von vier Säulen mit korinthischen Kapitellen getragen, nimmt fast die ganze Breite der Ostseite ein. Neben reichem floralen Schnitzwerk zeigt er außerdem drei Jakobsmuscheln, von denen eine mittlerweile leider abhanden kam. Der Kanzelkorb, welcher einstmals, einer Erzählung nach, samt eines etwas kräftiger gebauten Pfarrers abbrach, steht heute ebenerdig, seine Nische ist noch gut erkennbar. Weiterhin ist ein Taufbecken aus Sandstein aus dem Jahr 1614 bemerkenswert, sowie die Orgel aus dem Jahre 1819 auf der Westempore, welche einsmals den ganzen Kirchenraum umschloss, aber nach dem zweiten Weltkrieg im Rahmen einer Restaurierung verkleinert wurde. Auf ihr steht heute die 1819 vom Orgelbauer Knoblauch geschaffene Orgel, 2019 saniert, mit mechanischen Trakturen und I/12.
    Aus dem Turm erklimgt ein wertvolles Dreiergeläut nach draußen, von dem aber nur zwei Glocken regelmäßig erklingen. Gleichsam einem Querschnitt durch die Gussgeschichte in der Region erklingen Glocken aus dem 13. (3), 15. (2) und 16. (1) Jahrhundert. Die kleinste Glocke wird heute nur bei Sterbefällen von Kindern geläutet, ein gleichmäßiges Anschlagen ist bei ihrer Aufhängung kaum möglich - sie weist bedeutenden Ähnlichkeiten in Klang und Form mit der kleinen Glocke aus Landsberg/Dammendorf auf. Angeblich soll sie aus Italien stammen, dies darf aber bezweifelt werden. Ausnahmsweise erklang sie hier nun einmal einzeln - aufgrund der Höhe ihrer Aufhängung konnte der Duchm. nur grob ermittelt werden, der Verfasser bittet diesbezgl. um Verzeihung. Glocke 2, von einem unbekannten Gießer geschaffen und auf dem Glockenfriedhof ihrer Krone beraubt, zeigt diverse Medaillons und Pilgerzeichen, während Glocke 1 1507 vom Halleschen Gießer in einer leichten Rippe (Schochwitz besitzt ein es' vom gleichen Gießer und hat stattliche 133cm!) gegossen wurde. Alle drei Instrumente sind (leider an gekröpften Jochen) handgeläutet, Glocke 1+2 läuten dabei im Gegenschwung, aufgrund der geringen Tiefe des Turms nicht anders realisierbar. Ein herzlicher Dank sei der Gemeinde für die Ermöglichung der Aufnahme sowie GSV Christoph Schulz für die Hilfe bei der (sehr verwitterten!) Inschrift der Glocke 1 gesagt!
    Glocke 3 (0:08)
    Unbekannter Gießer, 13. Jhd.
    Durchm.: ~45cm
    Schlagton: ~b"
    bis auf zwei Stege am Wolm unbezeichnet
    Glocke 2 (0:54)
    Unbek. G. 15. Jhd.
    Durchm.: 90,7cm
    Schlagton: b'
    an der Schulter zwei Stege, darunter umlaufend div. Medaillons und Münzen (Pilgerzeichen?), darunter drei Stege, am Wolm zwei Stege, sonsz ubz.
    Glocke 1 (2:14)
    Hall. Gießer, 1507
    Durchm.: 120,6cm
    Schlagton: es'
    auf d. Haube ein Stegpaar, a.d. Schulter zw. 2 Stegpaaren Minuskelinschrift hinter einem Omega: m° ccccc° vii ihesus maria,
    zw. den Namen ein Relief d. Madonna mit Kind, auf der Flanke links ein weiteres Marienmedaillon mit Christkind, am Wolm drei Stege
    Video, Audio, Bild und Schnitt: JRorgel, 2021
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Komentáře • 29

  • @c-historia
    @c-historia Před 3 měsíci

    Der Klang dieser drei historischen Glocken ist fantastisch und ich sage Danke

  • @glockenzeit
    @glockenzeit Před 3 lety +4

    Wieder ein exquisites, hochinteressantes und wertvolles Trio, welches du hier gelungen vorstellst. Vielen Dank!

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety

      Ja, man gräbt hier so manche Schätze eher unfreiwillig aus, fühlt sich als junger Mensch in der Kirche aber auch manchmal ein wenig die ein Totengräber... danke für das Kompliment!

  • @bellspotter
    @bellspotter Před 3 lety +1

    Wie klasse ist das denn bitte?!
    Wahnsinn, was bei euch immer für Schätze ans Tageslicht treten!
    (Wie gewohnt) toll dokumentiert!
    Der Schlagton des Zuckerhuts dürfte bei c''' liegen.

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety

      Herzlichsten Dank! Hier findet sich so viel, was so klasse, aber so unbeachtet ist - darum gibt es ja diesen Kanal. Man ist hier, vor allem als junger Mensch, irgendwie Schatzsucher und Totengräber zugleich. Danke für den Schlagton des Zuckerhutes, ich habe bei sowas immer so meine Zweifel, ob ich richtig liege - knapp daneben ist eben auch vorbei ^^

  • @campanaro31
    @campanaro31 Před 3 lety +2

    Diese Glocken sind wunderschön!

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety

      Das stimmt - ich war sehr erfreut als ich sie erblickt habe!

  • @stahlglocke
    @stahlglocke Před 3 lety +1

    Der Klang ist schon in dieser technisch unvollkommenen Anlage einfach nur "wow"! (Die Kirche ist es nicht minder...) Hat es Gleit- oder Zahnkranzlager? Schönes "C" übrigens :-D

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety

      Ach, du bist auch mal wieder da - schön! Ja, der Klang fasziniert trotz der Anlage sehr, ist auch abenteuerlich, das im Turm erleben zu können (und zu dürfen!) - die Kirche ist wirklich toll. Die Lager sind normale Gleitlager, keine Zahnkränze - die Joche sind leider nur U-Profile, keine T-Eisen da sieht es leider bald düster aus. Was genau meinst du mit dem "c"?

    • @stahlglocke
      @stahlglocke Před 3 lety +1

      @@JRorgel Ich bin immer da, aber manchmal nur im Hintergrund ;-) Ich meinte das © ^^

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety +1

      @@stahlglocke das hat mir jemand gezeigt, wie man das macht mit dem "c" - demjenigen bin ich unendlich dankbar ^^

    • @stahlglocke
      @stahlglocke Před 3 lety +1

      @@JRorgel Ja, das kann ich mir denken. Muss ein sehr netter Kerl gewesen sein!

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety +1

      @@stahlglocke ist er auch, ganz ein netter!

  • @sandrosommerfeld7524
    @sandrosommerfeld7524 Před 3 lety +1

    🥰🥰Endlich malbeine Glocke zum Handläuten.

  • @engelbertschoormans
    @engelbertschoormans Před 3 lety +1

    So einen Glockenschatz, und dann so eine Anlage... ein Unterschied wie Tag und Nacht.

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety

      Ja, den Schatz sehe ich wohl, die Anlage ist gar grausig. Tag und Nacht liegen hier, wie leider so oft im Saalkreis, sehr nahe beieinander...

    • @engelbertschoormans
      @engelbertschoormans Před 3 lety +1

      @@JRorgel Hoffentlich wird sich der Denkmalschutz sich künftig drum kümmern. Das geht doch so nicht...

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety +1

      @@engelbertschoormans ich bzw. wir, die beiden Kollegen und ich, arbeiten daran. Aber weißt du wie oft es hier am Geld scheitert? Das ist krass...

    • @engelbertschoormans
      @engelbertschoormans Před 3 lety

      @@JRorgel Leider weiss ich das nicht. Das ist sehr bedauernswert um zu hören. :(

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety

      @@engelbertschoormans sehr sehr oft scheitert es hier am Geld und an der Säkularisation, dem Relikt aus DDR-zeiten...

  • @GlockenERZ
    @GlockenERZ Před 3 lety

    Hat die Glocke 3 einen Gegengewichtsklöppel 🧐

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety +1

      Nein, die hat als einzige keinen.

    • @GlockenERZ
      @GlockenERZ Před 3 lety

      Komisch

    • @JRorgel
      @JRorgel  Před 3 lety

      @@GlockenERZ wieso?

    • @GlockenERZ
      @GlockenERZ Před 3 lety

      Naja weil die beiden großen Glocken einen haben