Max Frisch - Andorra (Telebühne, 1980)

Als Nachfolgesendung der «Telearena» wird die erste «Telebühne» ausgestrahlt. Wie die Vorgängersendung ist auch die «Telebühne» eine Mischung aus Theaterspiel und Publikumsdiskussion, jedoch wird neu dem Theater mehr Gewicht eingeräumt. Die Stücke stammen von renommierten Autorinnen und Autoren und werden als Anregung zur Diskussion bestimmter Themenkreise verstanden. Moderiert wird die Sendung bis Ende 1981 von Andreas Blum und im letzten Jahr von Peter Bühler.
In der ersten Sendung wird «Andorra» von Max Frisch aufgeführt, womit für die Diskussion das Thema Juden als Aussenseiter lanciert wird. In dem gesellschaftpolitische Modellstück ist das «weisse» Andorra von seinen Nachbarn, den «Schwarzen», bedroht. Die Andorraner reagieren auf den Druck von aussen mit Vorurteilen, Demütigungen und Misshandlungen gegenüber einem vermeintlichen Aussenseiter, dem «Juden» Andri. Walter Doppler spielt den jungen Andri, der gehänselt, geplagt und zunehmend vom Dorfleben ausgegrenzt wird. In weiteren Rollen sind unter anderen Suzanne Stoll, Hilde Ziegler und Dieter Kirchlechner zu sehen. Die karge, auf atmosphärisches Dekor verzichtende Inszenierung durch Fernsehdramatik-Chef Max Peter Ammann wird später von Max Frisch autorisiert. Das Stück wird 1986 zum 75. Geburtstag des Dichters sowie 1991 zu dessen Tode ohne die Diskussionsteile der «Telebühne» wiederholt.
Weitere «Telebühnen»-Sendungen behandeln Themen wie Homosexualität, Vorurteile, Karriere, Pressefreiheit und anderes. In der dritten «Telebühne» wird am 2. Juli 1980 «Antigone» von Jean Anouilh aufgeführt. Das Thema ist, vor dem Hintergrund der Zürcher Jugendunruhen, hochaktuell: Widerstand gegen die Staatsgewalt. Es kommt zum Eklat im Studio, weil Vertreterinnen und Vertreter der Jugendorganisationen keine ordentliche Diskussion zulassen. Die Sendung muss vorzeitig abgebrochen werden - zum ersten Mal in der Geschichte des Schweizer Fernsehens.
Aufsehen erregt unter anderem auch die «Telebühne» vom 7. April 1982 zum Thema Datenschutz, in der die Redaktion den Übergriff eines Piratensenders vortäuscht und damit massive Kritik erntet. Ende 1982 wird die Sendung abgelöst von «Telefilm».
Quelle: www.srf.ch/medi...
Erstausstrahlung: 27. Februar 1980
Quelle dieser Aufnahme: Nacht vom 13. auf den 14. Mai 2011 im Rahmen des SF-Schwerpunkts "Max Frisch: Zum 100. Geburtstag eines Unbequemen"

[@user-jv8cr9xr9q]

Es ist schon erstaunlich, wie mich die Sendung, das Theaterstück, die Gesprächsleitung wenige Tage nach Andreas Blums Tod schon in den ersten Minuten zu packen vermögen. Vieles hat sich in den letzten mehr als vierzig Jahren verändert, einiges scheint weiterhin zu bestehen, was kaum verstanden werden kann. Ich habe nach knapp zwanzig Minuten unterbrochen, um gewissermassen den Faden von damals wieder aufzunehmen... Mein bisheriger Kommentar ist so einzuordnen.

[@TheTarget1980]

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