Glocken des Domes zu Fulda
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- čas přidán 23. 12. 2022
- Der hohe Dom zu Fulda, Grabeskirche des Hl. Bonifatius, verfügt über ein zehnstimmiges Geläute, verteilt auf die vier Glockenstuben der barocken Doppelturmfassade.
Wie das Bistum geht auch die Domkirche auf die Gründung des Klosters Fulda durch Bonifatius im Jahr 744 zurück. Der prächtige Barockbau entstand von 1704-1712 auf den Mauern der romanischen Ratgar-Basilika, einst dem größten Gotteshaus nördlich der Alpen, und wurde 1752 zur Kathedrale erhoben.
In den barocken Dom übernommen hatte man auch das alte Geläute, bestehend aus neun Glocken. Während die fünf kleineren Glocken im Dachreiter über dem Hochchor (gegossen 1447, 1764, 1847, 1881 und 1883) lediglich als Pfarrgeläut verwendet wurden, waren die vier großen ausschließlich Domkapitel und Bischof vorbehalten.
Angeführt wurde dieses Kathedralgeläut von der großen Osannaglocke im Nordturm, welche 1648 von A. Paris und J. de la Paix aus dem Vorgängerinstrument von 1435 umgegossen wurde. Die Südturmglocken waren zwar kleiner, jedoch nicht unwesentlich älter: die wertvollste Domglocke Halbosanna aus dem 12. Jh., Bonifatius aus dem 13. Jh. und die Steinglocke von 1400.
Dem seit Ende des 19 Jh. tätigen Domorganisten Rübsam war die herausragende Bedeutung des Ensembles durchaus bewusst; gleichermaßen jedoch die dissonante Tonfolge, die nicht ins Konzept eines harmonischen Geläutes passte. So entwarf er ein gänzlich neues, zehnstimmiges Ensemble. Um die wertvollen alten Glocken nicht zu vernichten, wurden sie auf Landgemeinden verteilt, während nur Osanna als Fundament des neuen Geläutes und Bonifatius als Sologlocke im Dom verblieben.
Im Herbst des Jahrs 1897 konnten die neun neuen Glocken (Tonfolge: h° cis' dis' e' fis' gis' a' h' fis'') durch die Fa. Gebr. Petit & Edelbrock in Gescher gegossen werden. Nach dem erstmaligen Läuten der neuen Domglocken gemeinsam mit dem sonoren gis° der Osanna waren sich die Experten einig, dass sich nirgendwo in Deutschland ein schöneres Geläute fände.
Wenige Jahre später, 1905, wurden durch einen tragischen Brand des Nordturmes, ausgelöst von Feuerwerkskörpern, die beiden bedeutsamsten Domglocken vernichtet. Während die Osanna 1908 durch die Gebr. Petit & Edelbrock als Fundament des Geläutes neu gegossen wurde, blieb die Glockenstube von Bonifatius verwaist - dieser Verlust war unersetzlich.
Im Jahr 1943 wurden acht der zehn Domglocken von den Nationalsozialisten abgenommen. Nur Salvator (II., Ton: h°) und Lioba (e') durften zum Zeitschlag im Südturm verbleiben; in Hamburg fand man später die Sturmiusglocke (dis') wieder, welche von der Verhüttung bewahrt blieb.
Zunächst galt es, das Kathedralgeläut (gis° h° cis' dis' e') neu zu beschaffen: Die erste Nachkriegsglocke Maria (III) entstand 1950 bei der Fa. Otto, Bremen. Um die Lücke im Fundament des Geläutes zu schließen, wurde F. W. Schilling 1953 mit dem Neuguss der Osanna betraut; er befand zudem Lioba- und Sturmius von 1897 als klanglich unzureichend und fertigte zwei Neugüsse. So ist der Salvator (II) heute letztes Zeugnis des alten Geläutes.
Erst zum 1250. Gründungsjubiläum des Klosters Fulda im Jahre 1994 sollte das Domgeläute mit dem Guss eines neuen Pfarrgeläutes in mittelschwerer Rippe wieder vervollständigt werden. So gilt wieder die differenzierte Läuteordnung von 1897, welche als Pfarrgeläut Gl. V-X und als Kathedralgeläut die Gl. I-V (in Ergänzung der Gl. VI und VII) festschreibt. Aus akustischen Gründen wurden die fünf Diskantglocken jedoch nicht mehr im Dachreiter, sondern im obersten Südturmgeschoss angebracht, wo zuvor die Glocken II & III hingen. Diese würden unterhalb der Osanna ihren Platz finden, wo vorübergehend eine Glocke aus Oberglogau (ais°+2, 1778) untergekommen war.
Trotz intonatorischer Mängel und mäßiger Klangabstrahlung nach außen zählen die Fuldaer Domglocken zu den herausragenden Geläuten der Nachkriegszeit. Von besonderer Klangschönheit ist nicht nur das neue Pfarrgeläute sondern auch die unkorrigierte Osannaglocke, welche nicht nur frühes, sondern auch außerordentlich gelungenes Werk Schillings ist.
I. Osanna, Ton: gis°+1
5850 kg, 2030 mm, FWS* (1953)
II. Salvator, Ton: h°+1
2396 kg, 1677 mm, C. & R. Edelbrock, Gescher (1897)
III. Maria, Ton: cis'+3
2300 kg, 1520 mm, K. (III.) Otto, Bremen (1950)
IV. Sturmius, Ton: dis'+1
1341 kg, 1265 mm, FWS (1953)
V. Lioba, Ton: e'+2
1132 kg, 1195 mm, FWS (1953)
VI. Simplicius, Ton: fis'+1
821 kg, 1069 mm, KA* (1994)
VII. Josef, Ton: gis'+1
554 kg, 964 mm, KA (1994)
VIII. Michael, Ton: a'+2
484 kg, 885 mm, KA (1994)
IX. Elisabeth, Ton: h'+2
319 kg, 783 mm, KA (1994)
X. Gabriel, Ton: cis''+2
268 kg, 723 mm, KA (1994)
*FWS = F. W. Schilling, Heidelberg; *KA = Karlsruher Glockengießerei
Ablauf:
00:00 Dom • 02:00 Pfarrgeläut • 12:20 Kathedralgeläut • 30:00 Vollgeläut
Herzlichen Dank Herrn Roth und den Küstern sowie Felix für die Unterstützung der Aufnahme!
Quellen: aus Platzgründen in Kommentarspalte; Luftbild Dom: © Medienzentrum Fulda
Text, Ton und Bild: Ben Schröder. #Glocken - Hudba
Nach wie vor, und wenn es noch so ärgerlich ist, lässt CZcams leider nicht zu, Beschreibungen mit mehr als 5000 Zeichen zu erstellen - dabei gäbe es nicht nur über das aktuelle Fuldaer Domgeläute, sondern auch über die Geschichte der Fuldaer Domglocken soviel mehr etliche interessante Fakten. So kann im Rahmen dieser Vorstellung leider nur ein grober Abriss gegeben werden...
Für die Ausarbeitung des Textes wurden folgende Quellen verwendet:
(1) Rübsam, Ferdinand: Die Glocken des Domes zu Fulda. 1911. (2) Schmidt, Dieter: Friedrich Wilhelm Schilling - Leben & Werk. 1992. (3) Ortsbegehung am 09.09.22. (4) Inventarisation des Domgeläutes durch Kurt Kramer, 1994.
Gerade das Werk Rübsams über die Fuldaer Domglocken ist ein vorbildliches Beispiel der Auseinandersetzung mit (s)einem Geläute, wie es auch in heutiger Zeit an einigen Kirchen mehr als wünschenswert wäre. In ihm finden sich zudem interessante Informationen über die Läutepraktiken im Dom um 1897; die recht strikte Trennung von Pfarr- und Kathedralgeläut ist, gerade aus heutiger Sicht womöglich ein wenig ungewöhnlich - das Konzept dahinter jedoch beeindruckend.
Gerne darf ich zu guter Letzt noch auf eine vom Medienzentrum Fulda erstellte Turmaufnahme des Vollgeläutes verweisen: czcams.com/video/M0PJgA7INTQ/video.html
Mit diesem Video möchte ich euch und Ihnen allen ein gesegnetes und besinnliches Weihnachtsfest 2022 wünschen und hoffe, dem ein oder anderen Glockeninteressierten damit vielleicht eine kleine Freude machen zu können!
P. S: Wie schon vor einigen Tagen angekündigt wurde, ist nicht nur das Layout der Beschreibung, sondern auch von Thumbnail und Video teils überarbeitet. So finden sich auch im Video zukünftig einige Informationen zu den Glocken. Gleichzeitig wird damit auch die Orientierung, vor allem bei Überblendungen mehrerer Glockenstuben, erleichtert. Ich freue mich natürlich nach wie vor sehr über Feedback nicht nur zum Geläute, sondern auch der Videogestaltung!
Frohe gesegnete Weihnachten,
Und einen guten Rutsch ins neue Jahr dir!
Sehr tolle Präsentation.
Mach einfach weiter so.
Schöne Grüße - Doktor Meisterpeinlich.
@glockenzeit: Diese YT-Krankheit würde ich dadurch umgehen, daß ich das Video mit Sprecherkommentaren versehen würde. Das belebt das ganze erheblich und spart Schreibarbeit.
Frohe Weihnachten und guten Rutsch ins 2023 noch !
Ah oui c'est super 😁👍
Jemand aus meinem engen Kreis wurde in dieser Stadt geboren 😊 Danke für die Präsentation dieses herrlichen Geläuts!
Endlich gibt es eine Turmaufnahme des stattlichen Geläuts des Fuldaer Doms. Ist dir sehr gut gelungen 👍
Also wenn Über- und Einblendungen samt Text so ruhig ineinanderlaufen ist das doch ganz wunderbar anzuschauen. Dies ist die erste Aufnahme, bei der ich mit dem erweiterten Geläut "etwas anfangen" kann. Besonders schön finde ich die erhaltenen Joche der alten Glocken, vor allem das Joch der Osanna mit dem Materialmix und dem übergroßen Läuterad. Wie immer und üblich: gelungen. Danke!
Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk! Mir gefällt der neue Schnittstil, man kann dem Video sehr gut folgen. Auch das Thumbnail ist wirklich toll geworden ;). Die Klangfülle dieses Geläutes ist wirklich bombastisch!
Kann mich dem nur anschließen was die meisten schon geschrieben haben, wirklich eine schöne Turmaufnahme vom Fuldaer Domgeläute. Jetzt fehlt nur noch eine Turmaufnahme von den 20 Glocken des Würzburger Doms
Schönes Video von meiner ehem. Messdienerstätte Hoher Dom zu Fulda:) Ein Frohes und Gesegnetes Weihnachtsfest:) Im Hohen Dom zu Fulda war ich 40 Jahre Messdiener 1980-2020:)
Elles sont superbes tes vidéos je suis ton plus grand fan tu es fan j'aime bien tes vidéos je t'adore au revoir
Sehr schöne Aufnahme! Die gis° und h° sind sehr schöne Glocken.
Mir sind's dann aber doch zu viele kleine Glocken, die hier mitmischen, da hätte man sich auf ein paar weniger beschränken können.
Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest! 🎄
4 Glockenstuben sind natürlich mal eine Hausnummer.^^ Aber schön zusammengestellt, Fulda kann man sich immer geben. Schönes Weihnachtsfest.
Wunderbar, endlich sichtbare Fuldaer Domglocken.
Vielen Dank für den tollen Einblick in die Türme. Ich wünsche dir Frohe Weihnachten
Sehr gelungenes und schönes Video von einem sehr imposanten Geläute, mit informativem Text. Ein sehr besonderer Weihnachtsgruß für die Heilige Nacht!
Dein neues Videodesign gefällt mir wirklich gut! Gerade bei solchen Großgeläuten macht es das Ganze noch ansehnlicher und interessanter. Zum Geläut selbst braucht man nicht mehr viel sagen. Lediglich die wunderschöne Osanna dürfte von außen dominanter sein. Vielen Dank für die Vorstellung! Frohes Weihnachtsfest noch!
Elle est très bien cette vidéo de la cathédrale san Salvator de Fulda
Sonnerie impériale et absolument sublime !
Frohe Weihnachten! 🌲
J'aime bien tes vidéos et ta chaîne CZcams
Hier würde als Erweiterung wenn eine geplant wäre eine e0 Glocke noch gut passen.
Dir wünsche ich ebenfalls ein frohes Weihnachtsfest : ). Leider werden die Glocken meist sehr unordentlich eingeschaltet.
of all the bells 4 of them work for the clock
Ein tolles Geläut. Muss ich mir unbedingt mal anhören. Ist gar nicht so weit weg von mir. Gibt es irgendwo eine Läuteordnung dazu und gibt es hier ein Sonntagseinläuten? Sehr gelungenes Video von einem sehr mächtigen Geläut, welches wunderbar zu Weihnachten passt. Bin auch über die Größe der Glockenstube überrascht. Scheinen größer zu sein als man von unten von den Barocken Türmen denkt. Frohe Weihnachten wünsch ich allen 🎄🔔;-)
Ich habe vor wenigen Jahren erlebt, dass beim Osterhochamt (!) die Glocken dis‘ und a‘ weggelassen wurde… das Vollgeläute ist wohl etwas Glückssache…
@@Eisenkuester Ja, das ist in Fulda anscheinend so eine Sache. Ich habe es schon (unter anderen Videos) mitbekommen. Ich werde es irgendwann trotzdem mal probieren, und wenn nicht kommt (hoffentlich) ein schönes Teilgeläut, auch wenn dass das Vollgeläut nicht ersetzt. Aber im allgemeinen finde ich die Zustände in Fulda schon traurig (zum Beispiel das was du gesagt hast und das Anläuten 😡)...
@@glockenlandschaft_thueringen Das Anläuten ist übel. Vergleichbar mit Würzburg, wo alle Knöpfe gleichzeitig gedrückt zu werden scheinen. Ob Glocken absichtlich weggelassen werden oder defekt siond, wäre noch zu klären. Als Mesner musste ich au8ch schon die Erfahrung machen, dass eine Glocke kurzfristig den Geist aufgab. Fakt ist aber, dass man in Fulda, zumal Bischofskirche- Besser aus das Läuten achten sollte. Diese Aufnahme sollte Richtschnur sein. Ist das Geläut Computergesteuert?
@@glockenpapst2000 Natürlich ist ein defekt immer möglich, aber das so wie oben zufällig die beiden Glocken der Halbtöne defekt sind ist schon eher unwahrscheinlich ... Aber das Anläuten sollt doch funktionieren. Und wenn es mit Automatik ist geht das auch irgendwie. In meinem Heimatdorf haben wir nur 2 kleinere Glocken, aber selbst da schafft man es ... ;-)
@@glockenlandschaft_thueringen Falls eine Computersteuerung vorhanden ist, sollte diese genutzt werden. Dazu sollte die Läuteordnung genau beachtet werden. Die Wartungsfirma sollte die Einläutetaktung entsprechend einstellen, damit das Klangbild entsprechend gleichmäßig ist.
Bells