TATTOO 2016

Basel Tattoo im Mix
Die elfte Ausgabe des Militärmusik-Festivals Basel Tattoo bringt Formationen zusammen, die sonst nichts miteinander zu tun haben. Ungewöhnlich ist auch ein längerer Werbefilm für Militäreinsätze. Im Vergleich mit früheren Ausgaben kommt das diesjährige Basel Tattoo traditionell und weniger experimentierfreudig daher.
Die elfte Ausgabe des Basel Tattoo betont die Völkerverbundenheit. Das zeigt sich etwa daran, dass Formationen auftreten, die sonst nichts miteinander zu tun haben. Zu den schottischen ‹The Massed Pipes and Drums› tanzen die ‹Celtic Highland Dancers› aus Kanada. Die Kanadierinnen treten auch zusammen mit der englischen Musikformation ‹The Band of Her Majesty’s Royal Marines› auf. Und die Engländer spielen später gemeinsam mit der japanischen ‹The Japan Maritime Self-Defence Force Band›. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Im Zweiten Weltkrieg bekämpften sich diese beiden Armeen noch, nun spielen sie gemeinsam Musik. Dafür benötigte die japanischen Militärmusikformation eine Erlaubnis. Zudem verstärkt die japanische Sängerin Yukari Miyake die beiden Militärmusikformationen. Zusammen intonieren sie das bekannte englische Kirchenlied ‹Amacing Grace› und ziehen das Publikum in ihren Bann. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sind von der Show hingerissen und klatschen schon nach zehn Minuten jeweils begeistert mit.
Unauffälliger als in früheren Jahren
Das Programm des fast zweistündigen Abends ist im Vergleich mit früheren Ausgaben traditioneller und weniger experimentierfreudig. Dabei kommen die ausgefallenen Auftritte beim Publikum besonders gut an. Einer der Höhepunkte ist das ‹Marching Team› der ‹Nippon Sport-Science University› in Tokyo. Rund 50 junge Frauen und Männer zeigen, was japanisches Synchron-Laufen bedeutet. Sie ernten tosenden Applaus, wenn sie in zwei quadratischen Blöcken durcheinanderrennen ohne miteinander anzustossen, und wenn sie innert Sekunden wieder zu neuen Formationen zusammenfinden. Auch das Basler ‹Top Secret Drums Corps› bereichert den Abend mit einem ungewöhnlichen Auftritt. Die Star-Trommler fahren zugleich auf Steh-Rollern, als ob Trommeln nicht schon genug schwierig wäre. Das Publikum kann nur noch staunen. Die Basler Trommler feiern dieses Jahr ihr 25-Jahr-Jubliäum.
Drei Stunden, um Kimono anzuziehen
Durch den Abend führt René Häfliger als Moderator. Von ihm erfahren wir zum Beispiel, dass die Sängerin Yukari Miyake mehrere Helferinnen benötigt, bis sie ihren Kimono in fast drei Stunden angezogen hat. Häfliger scherzt, an ihrer Stelle würde ich den Kimono erst nach der letzten Vorstellung ausziehen. Nur: Das kann die Sängerin gar nicht. Schon eine halbe Stunde später muss sie für ihren nächsten Auftritt in einem anderen Kleid bereit stehen. Man merke: Kimono ausziehen ist offenbar wesentlich einfacher als anziehen.
Werbefilm für Armee
Im Patronatskomitee des Basel Tattoo ist auch der Baselbieter Ständerat Claude Janiak. Es mag erstaunen, dass ein Sozialdemokrat hinter einem militärischen Anlass steht. Doch Janiak stöhnt auf, als Telebasel ihn nach seinem Verhältnis zur Armee befragt. «Die Journalisten stellen mir diese Frage jedes Jahr: SP und Armee.» Dieses Jahr ist die Frage besonders virulent. Gegen Schluss des Programms wird ein mehrminütiger Werbefilm für die Armee und gegen Terrorismus auf die Kasernenwand projiziert. Zu sehen sind Bilder von Flüchtlingen, Panzern, Kriegsschiffen und Militär-Helikoptern. Der pathetische Film zeigt die Armee als Garant für den Weltfrieden und Instrument gegen Terrorismus. Alt Bundesrätin Ruth Metzler (CVP) hält den Werbefilm für passend: «Ich denke, das verträgt sich gut. Es gibt Platz, nicht nur die Freude an unserer Welt zu sehen, sondern auch immer wieder den Bezug herzustellen zu dem, was sonst in der Welt noch passiert. Und hier am Basel Tattoo ist mit der Militärmusik der Zusammenhang sowieso gegeben.» Ähnlich äussert sich der Sozialdemokrat: «Die Botschaft des Films zeigte ganz klar die friedenssichernde Aufgabe der Armee. Man zeigte die Kfor. Das kann ich durchaus akzeptieren, und ich habe es auch gut gefunden.»
Text: Christian Hilzinger, telebasel
Kamera & Schnitt: Danny Scherz
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