Salzburger Festspiele: Der neue Jedermann. (Wir Staatskünstler)

Hofübergabe: Cornelius Obonya folgt auf Nicholas Ofczarek, der nun die Rolle des "Jedermann" bei den Festspielen in Salzburg spielt.
C: EX JEDERMANN!
N: HEARST DU BIST EIN TROTTEL!
Was hast du da an? Du schaust ja aus wie ein Wurschtel.
C: EIN PRÄCHTIG SCHWELGER UND WEINZECHER, EIN BUHLVERFÜHRER, EHEBRECHER; UNGLÄUBIG ALS EIN FINSTERER HEIDE, IN WORT UND TATEN FRECH VERMESSEN.
N: UND SEINE HERRGOTTS SO VERGESSE WIE NICHT DAS TIER AUF SEINER HEIDE! ...Ja, ich weiß eh. Aber ist das nicht der Text vom Teufel?
C: So ehre ich alter Rampensäue Brauch: wird einer krank, spiel ich die Rolle auch. Hahahahaha.
N: Naja, wer weiß, wofürs gut ist.
Ihr seids ja die ersten wo das Anfütterungsverbot gilt. Da können die Konzernchefs nicht mehr so mit Festspielkarten um sich schmeißen. Schau ma mal, wie sich das auf den Besuch auswirkt. Vielleicht müssens jetzt am Domplatz auch sparen und alle Rollen werden von ein bis zwei Schauspielern verkörpert. Wast eh: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
C: Bei wohl, wir fürchten bittere Not. Dass durch der Anfütterungsverbot manch stolzer Bock, manch zarte Zicke, trotz Kameras der Seitenblicke, umschichtet sein Kulturbudget zu Frankenwein und Kalbsfilet. Dass fürder ausbricht, überall, Kultur- und auch Glamour-Verfall. Das, was einst Pracht und Ansehen, ein Hoffart und auch Aufblähen, verdorret als ein toter Stecken, wenn's dann heißt: Freunde, selber pecken.
N: Ach jetzt weiß ich, was mit dir los ist: Du bist im Jedermann stecken geblieben.
C: Was?
N: Du kommst nicht aus der Sprache raus.
C: Wahr ist's, ich leide bittere Qual, mein Mund redet nichts als Hofmannsthal.
N: Das kenn ich, das ist normal.
C: Echt?
N: Naja, zumindest in den ersten paar Monaten. Da weißt du nicht einmal, wie du eine Leberkässemmelt bestellen sollst. Da sagst du dann irgendwas wie, was weiß ich: Des Fleisches Stolzes sanfte Schwere, umhüllt von Wams aus güldener Ehre. Aber das gibt sich dann. Außerdem ist der Jedermann ja nicht schlecht bezahlt.
C: Wie viel hast denn du kriegt?
N: Genug.
C: Ich auch.
N: Und außerdem bietet er eine unglaubliche PR.
C: Hahaha, sogar der Neid neigt sich zum Gruß, gibst du dem NEWS erst Interviews.
C: Ich frag mich nur: Machst du nach mir gute Figur?
N: Du hast dein Amt recht wohl verwaltet, zwar mehr verkörpert als gestaltet, doch davor nach dir zu bestehen, muss mir wohl net die Düse gehen.
Und sonst, bist du des Lebens froh, was macht die Karriere so?
N: (..) Jetzt fängt ein neues Leben an. Mit ihm die Frage unsrer Welt: Womit verdien' ich Sommers Geld? Soll ich verdingen mich für immer in Berndorf, Reichenau, und schlimmer? Soll ich die müde Seele ausrasten, mit Serienschaß im Fernsehkasten? Oder meint's der Himmel gar gut und ich fahr auf NACH HOLLYWOOD?
C: Naja, schauen wir einmal. Aber es ist wunderbar, dass wir einmal wieder ins Plaudern gekommen sind.
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ad Anfütterungsverbot:
2012:
Anfüttern" wird wieder verboten.
• Anfüttern: Legale Poli...
Verbot war nach Lobbying abgeschafft worden
oe1.orf.at/arti...
2009:
"Anfüttern" erlaubt
derstandard.at/...
2008:
Das Gesetz widerspricht der österreichischen Gemütlichkeit."
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Antikorruptionsgesetz "grauenhafter Fehler"
sbgv1.orf.at/st...
[ Wir Staatskünstler, 11.12.2012 | deutsche Untertitel ]