Resonanz und Mediopassiv - Die Sehnsucht nach Berührtwerden (Prof. Dr. Hartmut Rosa)

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  • čas přidán 3. 06. 2024
  • Beschleunigung führt zu einer Steigerungslogik, in deren Folge Menschen die Welt nur noch instrumentell als Aggressionspunkt begreifen. Sie sind fixiert darauf, beherrschen zu wollen, abzuarbeiten, effizient zu erledigen, was getan werden muss, und immer mehr Erlebnisse zu sammeln.
    So die Analyse von Prof. Dr. Hartmut Rosa. Der Jenaer Soziologe und Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt hat sich intensiv mit den Zeitstrukturen moderner Gesellschaften befasst und Beschleunigung als Kernelement jeglicher Modernisierung identifiziert.
    Die Annahme, dass Menschen von der Welt endlich berührt würden, Resonanz erführen, bekämen sie die Welt nur endlich in den "Griff", erweist sich nach Rosas Meinung als ein Trugschluss. Denn mit dem anstrengenden Versuch, ihre "Reichweite" zu vergrößern, kappen sie den lebendigen, vibrierenden Draht zu sich und der Welt, sie werden unfähig zu „Resonanz“. Entfremdung, Einsamkeit und Aggression sind die Folge, die sich auch in ohnmächtiger politischer Wut niederschlagen.
    Dem "Unverfügbaren" muss laut Rosa Raum gelassen werden, da nur so die Resonanzerfahrungen, nach denen Menschen sich sehnen, möglich sind. Rosas "Soziologie der Weltbeziehung" und insbesondere sein Essayband "Unverfügbarkeit" stellen damit Fragen, die nicht nur privat, sondern auch politisch bedeutsam sind:
    Wie führt man ein gutes Leben? Was kann man Zeitknappheit, Atemlosigkeit und dem Gefühl dauernder Überforderung entgegensetzen? Können Meditation, Achtsamkeit oder andere östliche Praktiken und Traditionen helfen und falls ja, unter welchen Bedingungen? Wie entstehen politisch artikulierte Wut und Ohnmacht?
    Die mögliche Geburt einer neuen Weltbeziehung entwirft Rosa mit dem Mediopassiv als spirituelle Abhängigkeitserklärung. Damit bezeichnet er einen Handlungsmodus, der exakt zwischen aktiv und passiv zu verorten ist und doch zugleich ein Drittes bezeichnet.
    Fünfzehnte Folge der Reihe "Gespräche über den Zustand der Welt" euf.li/lf63n
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    Im Gespräch:
    Prof. Dr. Hartmut Rosa (Direktor des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt und Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Universität Jena) und Kathrin Fischer (Pressesprecherin der EUF)
    Website der Europa-Universität Flensburg (EUF): www.uni-flensburg.de
    Die Uni auf Facebook: / europauniflensburg
    Gedreht im Offenen Kanal Flensburg (OK): www.okflensburg.de
    Inhalt:
    0:00:00 Begrüßung
    0:02:22 Das Mediopassiv - Was ist das?
    0:05:59 Autonomiezentrierung und Distanz in westlichen Gesellschaften
    0:11:01 Woher kommt das moderne, entfremdete Weltbild?
    0:13:07 Heimat und Fernweh | Weltreichweitenvergrößerung
    0:17:13 Die Sehnsucht nach innerem Berührtwerden
    0:21:17 Umwelt-Begriff und Weltverhältnis
    0:24:38 Körper
    0:25:37 Mediopassiv und „spirituelle Unabhängigkeitserklärung“
    0:29:44 Aggressionsverhältnis zur Welt | Wutbürger | Einsamkeit | Entfremdung und Hass
    0:35:26 Das Musik-Beispiel | Von der Schallplatte bis zu Spotify
    0:40:22 „Resonanz 2. Ordnung“
    0:41:52 Achtsamkeit und Meditation können kontraproduktiv sein
    0:44:34 Haltung verändern | Ruhelosigkeit | Momente des Schweigens
    Kamera: Bent Höger (Offener Kanal) und Christian Berger (EUF)
    Ton und Bildregie: Anne Lemo, Offener Kanal
    Aufnahmeleitung: Volker Moschkau, Offener Kanal
    Grafik und Postproduktion: Christian Berger, EUF

Komentáře • 33

  • @SJG94
    @SJG94 Před 3 lety +15

    Wahnsinnig inspirierend wie immer. Ich hocke hier auf meiner Couch und höre dem Regen zu und merke, wie die wachstumslogik alle Sphären meines Lebens durchdringt und zu einen Imperativ wird, der mich (fremdbestimmt) in einer ruhigen Sekunde sofort antreibt. Wo ist die goldene Mitte zwischen "im Moment leben ohne Wachstumszwänge" und "Ziele setzen und erreichen wollen " (was ja laut der Glücksforschung durchaus zu einem erfüllten Leben gehört)?

  • @ulrikeorso5397
    @ulrikeorso5397 Před 4 lety +16

    Wieder ein Beitrag von Hartmut Rosa aus dem man viel lernen kann - er müsste noch viel mehr gehört werden.

    • @franzwarnung6742
      @franzwarnung6742 Před 2 lety +1

      Bin 70, nie hat mir jemand so aus dem Herzen gesprochen wie Rosa. Das geht ins neue notwendende Weltbewusszsein hinein, vielen Dank, franz

  • @ulrichdietl
    @ulrichdietl Před 4 lety +6

    Das Gespräch, die Substanz, der Index, die Entwicklung und Richtung - sehr sehr ermutigend!

  • @andreasdiscoveries45
    @andreasdiscoveries45 Před 4 lety +4

    sehr spannend, könnte ihm ständig zuhören!

  • @laurarebeccaklein7473
    @laurarebeccaklein7473 Před 2 lety

    Es gibt Freundschaften die inhaltlich so stark sind, dass sie die Trennung aushalten.

  • @wernerkanapin4194
    @wernerkanapin4194 Před 4 lety +3

    Keiner lebt um Seinerselbst willen! Leben wir, so leben wir dem Herrn - und sterben wir so sterben wir dem Herrn. Joh.Ev. 6.63 und Joh.Ev. 8 - hierzu. - LIEBE DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST

    • @irishcoffee9932
      @irishcoffee9932 Před 3 lety

      Diese göttliche WEISHEIT und EINSICHT schließt andere soziologischen und philosophischen Einsichten und Erkenntnisse nicht aus, sondern diese ergänzen sich gegenseitig diametral.

  • @thomasbarchen
    @thomasbarchen Před rokem

    Super! Einfach genial!

  • @Theurbanmajor
    @Theurbanmajor Před 4 lety +8

    Mit Kopfhörern leider nicht zu ertragen das Gespräch. Der Stereokanal wandert

  • @maxmusterboy4123
    @maxmusterboy4123 Před 2 lety +2

    Inhaltlich top! Der ton ist auf einer Stereoabhöre bisschen störend. Da ist wohl bei der Aufnahme etwas schiefgegangen. Am besten Mono hochladen wenn noch möglich.

    • @EuropaUniversitaetFlensburg
      @EuropaUniversitaetFlensburg  Před 2 lety +1

      Hallo Max Musterboy, ja, das ist uns im Nachhinein auch aufgefallen. Leider können wir das nach der Veröffentlichung nicht mehr korrigieren. Aber für die nächsten Videos geloben wir tonmäßig Besserung! 🙂🎧

  • @amormagisterestoptimus
    @amormagisterestoptimus Před 3 lety +1

    Notiz:
    Nur damits festgehalten ist!
    Der Mann spricht mir von der Seele( nicht nur hier- wobei Seele vielleicht nicht der richtige Ausdruck ist -darüber müsste man diskursieren oder nicht - nur ad anima würde eventuell ein Diskurs enstehen welcher dann...und das ist unglaublich denn das mag ich nicht - ),formulieren würde ich teilweise in anderen Worten da mich Sprachstrukturen sehr beschäftigen- ergo würde ...
    Ad Tanz:
    Das Problem wäre eben das Face to Face denn was dann?
    Dann steht man unter hunderten von Körpern ...und dann?
    Und deshalb die Soziologie ,dort denk ich mir dass dort eine genügende grosse Distanz zu den Einzelwissenschaften besteht.
    Denk mal mir diese Brille ,könnte man Tanzen- wobei würde man dann wenn man sich in diese Position begibt nicht dadurch.
    da ja die Resonanzbedingungen oder Variablen sich verändern wieder der Tanzmodus entsthehen..?
    Fazit- in diesem Punkt sind sich viele dogmatischen Richtungen einigen- wird nur mit anderen Worten formuliert .
    Naja und jetzt auf der Achse umsehen,wobei das Tanzproblemata😉 immer noch nicht geklärt wurde,dass es nahezu wenn man denn bereit wäre das Projekt anzugehen, zum Phänomen würde.
    Und dann?
    Ad Beethoven ,Moszart thematik:
    Nein das kann nicht gehen da die Variablen nichtcstatisch sind und da gibts dann die Liebe und das ist einfach und da braucht man keine Gedult.denn sonst ist es ja einfach dogmatisiert -
    Oder eben auch voll komplex zu erklären.
    Ergo gehts um Resonanz face to face da die Bedingungen sich verändern?(laut weiblicher Variable um im Soziolekt der Interviewvariablien zu sprechen denn selbst wenn ich noch so sehr resoniere ...)was heisst am besten im Umfeld bleiben obwohl man ganz genau weiss dass die Achsenverortung anders ich und reduktion auf das optische und ansonsten einfach Affe spielen?
    Und keiner ist glücklich aber angepasst um das Weltbild nicht zu sehr zu stören.
    Oder eben einfach alleine bleiben und d sich mit den Normalresonazen genügen- und nun bin ich wieder diskursiv beim Tanzproblem angekommen.
    (Schön geschlossen)

    • @fididoma
      @fididoma Před rokem

      Hab keinen Satz verstanden

  • @TheSchleimBonze
    @TheSchleimBonze Před 3 lety +1

    Ein Philosoph trieb sich immer dort herum, wo Kinder spielten. Und sah er einen Jungen, der einen Kreisel hatte, so lauerte er schon. Kaum war der Kreisel in Drehung, verfolgte ihn der Philosoph, um ihn zu fangen. Dass die Kinder lärmten und ihn von ihrem Spielzeug abzuhalten suchten, kümmerte ihn nicht, hatte er den Kreisel, solange er sich noch drehte, gefangen, war er glücklich, aber nur einen Augenblick, dann warf er ihn zu Boden und ging fort. Er glaubte nämlich, die Erkenntnis jeder Kleinigkeit, also zum Beispiel auch eines sich drehenden Kreisels, genüge zur Erkenntnis des Allgemeinen. Darum beschäftigte er sich nicht mit den großen Problemen, das schien ihm unökonomisch, war die kleinste Kleinigkeit wirklich erkannt, dann war alles erkannt, deshalb beschäftigte er sich nur mit dem sich drehenden Kreisel. Und immer wenn die Vorbereitungen zum Drehen des Kreisels gemacht wurden, hatte er Hoffnung, nun werde es gelingen, und drehte sich der Kreisel, wurde ihm im atemlosen Laufen nach ihm die Hoffnung zur Gewissheit, hielt er aber dann das dumme Holzstück in der Hand, wurde ihm übel und das Geschrei der Kinder, das er bisher nicht gehört hatte und das ihm jetzt plötzlich in die Ohren fuhr, jagte ihn fort, er taumelte wie ein Kreisel unter einer ungeschickten Peitsche.
    Franz Kafka 1920

    • @fididoma
      @fididoma Před rokem

      Und was soll das bedeuten

  • @karinst1080
    @karinst1080 Před 4 lety

    💎

  • @mimsymcventure1608
    @mimsymcventure1608 Před 2 lety

    Hallo nach Flensburg! Ich habe jede Folge eures Formats verschlungen und möchte deshalb fragen, wann die Reihe fortgesetzt wird. Gerade bei der aktuellen Weltlage könnten eure Wissenschaftler doch sicher interessante Einordnungen geben.

    • @EuropaUniversitaetFlensburg
      @EuropaUniversitaetFlensburg  Před 2 lety +2

      Hallo
      Mimsy McVenture, vielen Dank für die netten Worte! - Wir prüfen derzeit, wie wir trotz geringer Personalressourcen die Gespräche über den Zustand der Welt fortsetzen können. Feedback wie dieses bestärkt uns darin natürlich. 😀 - Viele Grüße aus Flensburg!

  • @rensyrk7112
    @rensyrk7112 Před 3 lety +1

    Aber, ich dachte, daß Meditation die Entichlichung anstrebt?

  • @meikesasse9451
    @meikesasse9451 Před 3 lety

    Eine schwierige Ein- führung + Begleitung
    Anderswo war die gesamte Darstellung für Laien respektvoll.
    Schade !!!

  • @rensyrk7112
    @rensyrk7112 Před 3 lety

    Sehr geehrter Herr Hartmut Rosa!
    Ich habe sehr anregend Ihre Diskussion vom 30.4.2020 mit Herrn Funk und Herrn Kühn empfunden und beziehe mich auf diese.
    Aber, lassen Sie mich bitte gütigerweise eine ketzerische Frage stellen.
    Ich würde es so formulieren :
    Eigentlich dürfte doch jemand, der Erich Fromm verstanden hat, nicht viel schneller sprechen, als er ?
    mfG

  • @ansschapendonk4560
    @ansschapendonk4560 Před 3 lety

    Das Resonanz-Modell bezieht sich auf der Lauthelix (soundhelix,
    klankhelix), ein linguististisches Konzept, das von der Niederländisch-Lektorin
    Ans Schapendonk in 2012 wiederentdeckt wurde. Hier handelt es sich z.B. um
    MADOG (Mutter, Tochter), dass helixt in DOGMA (patriarchat). Wenn Rosa sich von
    diesem Modelll bedient, sollte er auch zitieren. Seitdem Schapendonk
    (Philipps-Universität-Marburg) die fehlende vierte Reihe der W ausarbeitete,
    kann man die Sprache als eine Zeitmachine benutzen (vgl. Language as a time
    machine). Hiermit kann man die Vergangenheit reconstruieren, aber dann korrekt,
    denn die Rolle des jüdischen Martriarchats sowie die der Priesterinnen im
    Orakel van Delphi wurde von Männern nie ernsthaft studiert bzw. absichtlich
    ignoriert. Anders als Jakob Grimm behauptete, schleifen Wörter von vorne ab,
    während sie gerade von hinten länger werden, was bedeutet dass aus dem
    Niederländisch nicht nur die deutsche und englische Sprache helixen, sondern
    auch das Französisch! ss Konkret bedeutet dies dass aus dem Hebräisch das KRAK
    und das PLAT helixte bzw. Griechisch und Latein, aber in Nord-Frankreich, da wo
    einst Flämisch gesprochen wurde! Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass durch
    Jakob Grimm die Weltgeschichte gefälscht dargestellt wurde. Um das Moderne zu
    verstehen, laut Rosa, muss man sich die Urgeschichte anschauen. Aber er
    versteht nicht, dass 'modern' sich auch bezieht auf "Abfall" (Müll).
    Im Niederländisch helixt dies in AFVAL > AFVALLIG > BEVALLIG LICHT LICHT
    OP. Das 'licht op" bezieht sich auf 'oplichters', das nicht nur mit
    Fluorescent und Luminescent zu tun hat, sondern auch mit BETRUG. Professoren
    sollten deshalb aufhören sich mit den Kenntnissen des jüdischen Matriarchat zu
    schmücken und offen gestehen, woher sie diese neue Einblicken haben. Der
    Lauthelix zeigt die Interferenz, die Teile zwischen Wörter die sich an den
    Leerstellen befinden und somit eigentlich unsichtbar sind. Der whistleblower
    Markus Kühbacher (denk an zu Gutenberg der seine Dissertation fälschte) hat die
    Marburger Sprachwissenschaftler (Deutsche Sprachatlas und IGS) von Vertuschung
    beschuldigt. Die haben sogar versucht Schapendonk in einer geschlossenen
    Anstalt zu versetzen, weshalb die Sache mit der Mollath-Affaire zu vergleichen
    ist. Es wird an der Zeit, dass Professoren sich klarer aussprechen woher sie
    "ihre" Kenntnisse haben. Die Zusammenarbeit der Universitäten in
    Erfurt und Graz mit Elisabeth Begemann und Anna-Katharina Krieger ergab das
    Buch "Lived Religion in the Ancient Mediterranean World, Approaching Religious Transformations from Archaeology, History and Classics". Auch hier ist nicht die Rede woher man die 'methodologische
    tools' her hat. Darüber sollte sich Hartmut Rosa mal Gedanken machen.

  • @wernerkanapin4194
    @wernerkanapin4194 Před 4 lety +1

    Ein Gespräch ? Von und mit "Man" und "Es" - viel rhetorisches Gerede - übrig bleibt + - Null bei mir - ohne Subtanz - langweilig !

    • @irishcoffee9932
      @irishcoffee9932 Před 3 lety

      Da fehlt wahrscheinlich das philosophische GRUND - VERSTÄNDNIS und diese ganze philosophisch - theologische, die komplexe historische und aktuelle Geistes - und - Natur - wissenschaftliche DENKSPUR.
      Man muss sich da gedanklich langsam einlesen und ERKENNTNIS - mäßig darauf einlassen,
      angefangen bei SOKRATISCHEM DENKEN der STOIKER und den ERKENNTNIS - THEORIEN des ARISTOTELES,
      die in die jüdische und christliche THEOLOGIE, den TENACH und die BIBLICHEN SCHRIFTEN des AT und des NT und der APOSTEL - und KIRCHEN - GESCHICHTE
      mit ihrer LOGISCHEN KONZEPTION
      EINZUG gefunden haben. -
      EBENSO und ÜBERRASCHENDER - WEISE -
      für das moderne DENKEN und das moderne WELT - VERSTÄNDNIS,
      ist dieses logische DENK - KONZEPT
      in die moderne PHILOSOPHIE
      und die aktuellem GEISTES - und NATUR - WISSENSCHAFTEN,
      die Biologie, Chemie, Physik, Astrophysik, Geografie, Geologie, Meteorologie etc.
      und die Mathematik eingegangen.

  • @babaali7660
    @babaali7660 Před rokem

    Warum nicht medioaktiv?